Wir besuchen eines der Höhlendörfer in Frankreich, das unterirdische Dorf Rochemenier. Rund 250 Höhlen sollen sich unter dem Ort befinden! Einige Höhlen und Häuser wurden restauriert und in ein Museum umgewandelt. Ein Besuch lohnt sich!
Inhaltsverzeichnis
Was macht Höhlendörfer so besonders?
Höhlen und Höhlendörfer habe ich schon so einige gesehen, z.B. Matmata in Tunesien oder Derinkuyu, Zelve, Uçhisar, Ortahisar in der Türkei. Die außergewöhnliche Architektur der Orte ziehen dich magisch an. Höhlen haben eine recht konstante Temperatur. Sie kühlen, wenn es draußen heiß ist und wärmen, wenn es kühl ist. Höhlen können Schutz vor Gefahren bieten.
Beim Betreten fragst du dich, wie haben die Menschen darin gewohnt? Wie wurden die Wohnräume erschaffen und warum? Auf unserer Rundreise durch das Tal der Loire erkunden wir neben wunderschönen Schlössern, ein französisches Höhlendorf. Ich gebe zu, von von Höhlendörfern in Frankreich hatte ich noch nichts gehört.
Das Höhlendorf Rochemenier
Nicht weit von der Rosenhauptstadt Doué la Fontainé (9 km) treffen wir auf das Dorf Rochemenier. Das Höhlendorf Rochemenier beeindruckt allein schon durch seine Größe. Wir dürfen das Dorf innerhalb einer Führung besichtigen. Danach haben wir noch Freizeit, um uns in Ruhe umzuschauen.

Eingang zur Höhle
Unterhalb des Dorfes befindet sich das Rochemenier Troglo Village Museum mit rund 250 Höhlen. In den Höhlen hatten einst 40 Bauernhöfe Platz, von denen du zwei heute noch besichtigen kannst. Es gibt eine unterirdische Kirche aus dem 13. Jahrundert, möbilierte Wohnräume und einen großen Innenhof.

Eingang zur Höhle Nr. 4
Adresse: Rochemenier Troglo Village Museum, Rue du Musée 14, Rochemenier
49700 Louress-Rochemenier
Die Bauernhöfe
Im Höhlendorf Rochemenier finden wir zwei Bauernhöfe mit einem Wohnhaus mit Hühnerstall. Im Hof gackern die Hühner, bei denen es sich um eine alte Hühnerrasse handelt, die hier gezüchtet wird. In einem Nebengebäude liegt die Küche.

Ein Bauernhof Wohnung und eigenem Hühnerstahl
Historische Möbel und Einrichtungsgegenstände der ehemaligen Besitzer lassen die Häuser lebendig wirken. Ein altes Holzbett, alte Schwarzweiß-Fotos an den Wänden, weiße Hemden für den Sonntag und ein verzierter Holzschrank mit bunten Tellern. Es sieht aus, als wären die Bewohner vor Kurzem noch da gewesen.
- Hölzernes Bett
- Caramboles
Mir fallen die alten Schuhe ins Auge. Sie werden Caramboles genannt. Die Holzkappen der Lederschuhe schützten die Füße der Bauern bei der schweren Feldarbeit. In einer der Wohnung soll der Museumswärter noch bis Mitte der achtziger Jahre gelebt haben.
Höhlen für Arbeitsgeräte, Werkstätten und Tiere
In anderen Höhlen finden wir eine Mühle sowie eine Weinpresse, einen alten Pflug, hölzerne Wagen und anderes Arbeitsgerät. Es gibt Stallungen für Tiere, Zaumzeug für Pferde, ein Pferdekarussell und Werkstätten.
- ein Mühlstein
- Mühle
Der schattige Innenhof
Als wir aus einer Höhle ins Freie gehen, treffen wir auf diesen bezaubernden Innenhof. Ein gewaltiger Baum in seiner Mitte sorgt dafür, dass der komplette Innenhof im Schatten liegt. Dieser Platz wäre ideal, um sich mit allen früheren Bewohnern (troglodytiques) auf ein Schwätzchen zu treffen. Vielleicht einen Tee zu trinken und beim Plausch das Neueste zu erfahren.
- Ausgang zum Innenhof
- Schattiger Baum
Da es keinen Bewohner mehr gibt, laufe ich weiter von Höhle zu Höhle, um zu Schauen und zu Staunen. Da es während unseres Aufenthaltes Ende Juni über 35 Grad warm war, war das Höhlendorf ein idealer Ort für einen Ausflug.

Weitere Höhlen
Die Projektion
In einer Höhle wird eine Schatten-Projektion an die Wand geworfen, die in einem vertonten Film das Leben der Bewohner am Abend darstellt. In der Nacht versammeln sich die Menschen in einem Raum. Ihre Silhouetten machen sie lebendig. Die Körperwärme der Menschen heizt den Raum. Es ist als ob du an ihrem Leben teilnehmen kannst.
Die Kapelle
Ich folge einigen Treppenstufen in die Tiefe und stoße auf eine noch größere unteridirsche Höhle. Lichtschächte lassen das Tageslichte in die Räume fallen. Ein alter Steinbruch wurde im 16. Jahrhundert in eine Kapelle umgebaut, nachdem die Dorfkirche in den Religionskriegen beschädigt wurde.
- Höhlenkirche
- Lichtschacht

Rochemenier Kirche
Später wurde die Kirche des Dorfes Sainte-Madeleine-et-Saint-Jean wieder aufgebaut. Auf dem Weg vom Parkplatz zum Höhlenmuseum sind wir daran vorbei gelaufen.
Was ist Kalktuffstein?
Der französische Tuffstein aus der Touraine und dem Anjou ist aus Sedimenten aus der Kreidezeit vor 90 Millionen Jahren entstanden. Das Land war damals von einem tropischen Meer bedeckt.
Als sich das Meer vor ca. 30 Millionen Jahren zurückzog, lagerte sich Kalkschlamm ab, der sich nach und nach verdichtete und versteinerte. Der weiche Kalk-Sedimentstein lässt sich gut bearbeiten, deshalb wird er gerne zum Bauen verwendet. Steinmetze konnten ihn für feine Verzierungen verwenden. Daher wurde der Stein nicht nur für Wohnhäuser, sondern auch zum Bau so mancher Loireschlösser genutzt.
Warum wurden Höhlendörfer gebaut?
Im Mittelalter arbeiteten die Bauern gerne in den Steinbrüchen. Die übrig gebliebenen Höhlen wurden als Wohnung genutzt und ausgebaut. Ihre Bewohner nannte man Troglodytiques.
Was sind Troglodyten?
Die Höhlen werden als Troglodyten bezeichnet. Sie wurden nicht nur als Behausungen genutzt. Noch heute werden in manchen Höhlen an der Loire Champignons aufgrund ihrer Dunkelzeit und gleichbleibenden Temperaturen Champignons gezüchtet und Wein oder Schaumwein gelagert.

Höhlendorf aus Tintin