Girne (Kyrénia) mit seinem malerischen, alten Hafen gilt als schönste Stadt Nordzyperns. Erklimme historische Burgen, die dir ihre dunkle Geschichte erzählen. Entspanne dich unter schattigen Limonenbäumen oder bei einem Glas Wein und gegrilltem Fisch am Meer.
Die Küstenstadt Girne liegt im Norden Zyperns umrahmt von den Höhen des Pentadáktylos-Gebirges. Der alte hufeisenförmige Hafen wurde früher über eine Eisenkette vor Piratenbooten und Feinden gesichert. Weiteren Schutz boten die umliegenden mächtigen Burgen. Die Hafenstadt der griechischen Achäer aus dem 10. Jahrhundert vor Chr. hat heute rund 30.000 Einwohner. Seit 1974 gehört sie zu Nordzypern.
Inhaltsverzeichnis
St. Hilarion, das Schloss der 1000 Gemächer
Unser erster Besichtigungspunkt führt uns zur Burg St. Hilarion. Mühsam kämpft sich unser Bus durch die sich windende enge Straße den Burgberg hinauf. Wir haben Glück. Kurz hinter uns wird die Straße wegen Militärmanövern geschlossen. Wir hören die Schüsse der Schießübungen. Die Straße führt durch ein Militärgebiet.
Auf dem Berg lebte einst ein alter Eremit einsam in einer Berghöhle. Das im 6. Jahrhundert erbaute Kloster trägt seinen Namen, St. Hilarion. Es wurde über die Jahre mehr und mehr erweitert, bis es eine stolze Größe annahm. Die Festungsanlage gilt als besterhaltene Burg der Insel. Den Namen „Schloss der 1000 Gemächer“ hat ihr der Volksmund verliehen. Ganz so groß ist sie dann doch nicht!
Vom Busparkplatz geht es hinauf zur Burganlage mit Ober-, Unter- und Vorburg. Bei der Besichtigung solltest du etwas trittsicher sein! Es sind einige steile Treppen und schmale Wege zu bewältigen. Trage unbedingt festes Schuhwerk!
In der Oberburg befanden sich die königlichen Gemächer der Lusignan-Könige. Die Burg diente ihnen als kühle Sommerresidenz. Im Prinz-Jean-Turm an höchster Stelle der Bergkuppe fanden Hunderte Menschen den Tod. Prinz Jean von Antiochia hatte seinen Bruder, Pierre I., ermorden lassen, um auf den Thron zu steigen. Die Witwe Eleonore von Aragon stellte ihm aus Rache eine Falle. Sie überzeugte Jean von einem vermeindlichen Komplott seiner bulgarischen Leibgarde. Prinz Jean ließ daraufhin 300 Mann aus dem Fenster des Turmes stürzen. Der schutzlose Prinz konnte so später gut aus dem Weg geräumt werden.
Nun zu etwas Schönerem: Laut einem Schild im Innern soll St. Hilarion das Vorbild für Walt Disneys Burg aus Schneewittchen und die sieben Zwerge gewesen sein.
Im kleinen Café erholen wir uns bei frischer Zitronenlimonade etwas von den Strapazen und genießen aus rund 700 Meter Höhe den Blick über die Stadt Girne und das Mittelmeer.
Bittere Limonen, hüte dich vor Müßiggang!
Das ist leichter gesagt als getan! Nach dem Mittagessen neigen wir meist zu etwas Schläfrigkeit. Ein starker türkischer Kaffee holt uns zurück in die Wirklichkeit. Das mittelalterliche Kloster Bellapais wartet auf uns. Der Ort Beylerbeyi muss einmal ein idyllisches Dorf gewesen sein. Der Romancier Lawrence Durrell lebte hier einige Jahre. In seinem Roman „Bittere Limonen“ beschrieb er seine Beobachtungen wie folgt:
„Ich muss sie warnen! Falls Sie hier zu arbeiten gedenken, setzen Sie sich nicht unter den „Baum des Müßigganges“. Haben Sie davon gehört? Sein Schatten macht den Menschen unfähig zu ernster Arbeit. Die Bewohner von Bellapais gelten von alters her als die faulsten Leute der Insel. Sie sind alle Grundbesitzer, Kaffeetrinker und Kartenspieler. Deshalb werden sie auch so alt…“
Das mittelalterliche Kloster Bellapais
Das ist lange her. Heute geht es hier geschäftiger zu. Vom großen Busparkplatz begeben wir uns durch schmale Gassen mit Restaurants und Geschäften zum Klosterbau. Die gotische Ruine steht malerisch auf einem Felsen rund 6 Kilometer von Girne entfernt. Der Name „Bellapaix“ bedeutet schöner Frieden. Im Kloster schauen wir uns die um das Jahr 1200 errichtete helle Klosterkirche an.
Vom Kreuzgang sind noch einige Spitzbögen erhalten. Daran schließen sich weitere Gebäude wie ein mächtiger Kapitelsaal sowie ein Gemeinschaftsraum an, die noch in Teilen erhalten sind. Im Garten wachsen neben den schlangen Zypressen, fruchtige Orangenbäume und das im November! Im Sommer finden im malerischen Ambiente des Klosters Konzerte statt. Weiter geht es mit dem Bus zur Altstadt von Girne.
Kyrénia – mächtige Festung mit dunkler Vergangenheit
Wir erklimmen die mächtige Festung vom Hafen aus durch das venezianische Tor. Die gewaltige Burg wurde im 10. Jahrhundert errichtet. Die Kreuzfahrer und Venezianer erweiterten sie. Wir haben uns unterwegs ein Eis auf die Hand gegönnt und können die Reisegruppe noch gerade so einholen. Die großen steinernen Rampen führen nach oben.
Einst bot die Burg Schutz vor Gefahren, die über das Meer auf die Insel kamen. Wenn sich feindliche Schiffe Kyrénia näherten, entfachten die Wachleute ein großes Feuer und konnten das ferne Nikosia warnen. Die Burgmauern sind sehr dick. Die Burg soll nie eingenommen worden sein. Bei zwei feindlichen Belagerungen kapitulierten die Bewohner freiwillig. Im Zweiten Weltkrieg diente das Kastell den Briten zur Internierung deutscher Kriegsgefangener, später als Polizeischule und Gefängnis.
Rund um den großen Exerzierplatz befinden sich Ställe, Wachstuben sowie Rampen zum Obergeschoss, in deren Räumen die Adligen der Lusignans residiert haben. Burgen haben etwas Magisches. Sie lassen die Zeit der Ritter und Burgfräulein vor unserem inneren Auge auferstehen, die doch so romantisch nicht wahr, wie es vielleicht scheint. Wie in den meisten Burgen finden sich auch hier in den Kellern dunkle Kerker und Schießpulvermagazine.
Von oben schweift der Blick weit über das Meer und die hufeisenförmige Hafenanlage mit ihren hübschen Booten, Restaurants und Cafés.
Das Schiffswrack, die Entdeckung eines Schwammtauchers
Im Jahr 1965 erblickte ein Schwammtaucher nur wenige Kilometer vor Kyrénia ein Schiffswrack. In der Aufregung vergaß er die genaue Position zu bestimmen. Als er die Geschichte erzählte, hielt man sie für Seemannsgarn. Archäologen des University Museums of Pennsylvania entdeckten drei Jahre später das älteste griechische Handelsschiff, welches je gefunden wurde. Das Schiffswrackmuseum in der Festung zeigt diesen seltenen Schatz.
Abend im Hafen von Girne
Im Hafen haben wir etwas Freizeit. In den malerischen Altstadtgassen ist das Leben gemächlich. Drumherum vibriert die Neustadt von Girne. Wir schlendern lieber im alten Teil und entdecken hübsche Boutiquen mit nettem Kunsthandwerk. Dicht an dicht liegen die Segeljachten und Ausflugsboote am Kai.
Entlang der Hafenpromenade laden die in alten Lagerhäusern integrierten Restaurants zu gegrilltem Fisch oder Fleischspießen ein. Wir setzen uns auf das Deck eines zur Bar umgebauten Segelschoners unterhalb der Festung und genießen die Abendstimmung. Langsam geht die Sonne unter und ein laues Lüftchen weht uns um die Nase. Kann ein Urlaubstag schöner enden?
ein wunderschöner reisebericht, ich bin ganz verzückt und habe fernweh… auf zypern war ich noch nie, habe nur schon oft davon gehört. irgendwann schaffe ich es auch einmal dorthin… das land erkunden/erobern, den kopf frei für die schönheit und die geschichten des landes, toll! und das schloss aus dem märchen schneewittchen auf zypern zu finden ist ja schon witzig, bzw. die vorlage dazu – eine schöne geschichte. danke fürs zeigen und erzählen. liebe grüße von der insel rügen, mandy die hummelellli
Liebe Mandy,
vielen Dank für das nette Lob. Zypern haben wir auch erst im letzten Jahr für uns entdeckt. Es lohnt sich, hin zu reisen! Die Geschichte mit Schneewittchen hat mich vor Ort auch selbst sehr überrascht. Ich bin ja sowieso so ein Burgen- und Schlösserfan.
Liebe Grüße vom Rhein nach Rügen.
Renate
liebe Renate,
Dein Schreibstil ist wunderschön. so leicht und harmonisch und sonnig.
evtl. geht es im Juni auf eine Reiseleiter-Übungs-Reise nach NordZypern, aber die Finanzierung ist für mich noch nicht geklärt.
sicher lese ich noch mehr von Dir.
Hast du das Schreiben erlernt oder bist Du ein Talent ?
Herzliche Grüsse. Christiane
Liebe Christiane,
ach wie schön! So etwas hat noch niemand zu mir gesagt. :-) Bin ein Naturtalent. Nein, ich sag es mal so, ich habe immer gerne geschrieben. Das Schreiben lernt man einfach mit der Zeit beim Schreiben.
Toi, toi, toi, dass deine Reise nach Nordzypern wahr wird. Ich drücke dir die Daumen.
Liebe Grüße
Renate