Der Rhein, ist da mehr als Wein und Burgen? Warum ist das Leben an einem Fluss schön? Von einem Fluss kannst du für dein Leben lernen. Gedanken eines Rheinmädels. Von Lockenzwang, lustigen Mädchen und durstigen Burschen oder andersherum.
„Warum ist es am Rhein so schön?“ lautet die Zeile eines alten Weinliedes, das bei keinem unsere Weinfeste fehlen durfte. Dem Textdichter und Autor Adolf von Bergsattel nach lag es an den lustigen Mädchen und den durstigen Burschen. Wein, Weib, Gesang und die Liebe sind viel zitierte Themen in alten Volksliedern. Das Rheinlied ist um 1927 entstanden. Eine hübsche alte Postkarte der Deutschen Digitalen Bibliothek ziert fröhliche Menschen vor einer Weinschenke am Rhein mit dem Liedtext.
Inhaltsverzeichnis
Liegt es nur am Wein?
So ein Glas Rheinwein kann durchaus erheiternd sein. Trinken in netter Gesellschaft hebt die Stimmung, trübt aber auch manchmal den Blick. Nein, so einfach ist es nicht! Zumal die Zeit der Kegelklubs mit durstigen Burschen und Mädels, die gezielt die Weinfeste besuchten, im Grunde vorbei ist. Viel zu groß ist die Auswahl an Zielen, die mit Billigfliegern erreichbar sind.
Lockengruppenzwang – und die Burschen sind lustig!
Stichwort – getrübte Sinne. Das erinnert mich an eine Geschichte aus meiner Kindheit. Ich saß an einem Weinfestsamstag bei unserem Friseur am Balz. Im Nebenraum wartete eine ganze Horde Männer aus dem Ruhrpott auf ihren Haarschnitt. Zu dieser Zeit waren Dauerwellen modern. Ob sie wussten, was sie taten und schon nüchtern waren? Ich bin mir nicht sicher! Alle fünf ließen sich eine ordentlich durchgelockte Dauerwelle legen. Sie sahen ein bisschen wie die Pudel der Jakob Sisters aus. Hach, da hat man was …zum Glück nicht fürs Leben, aber doch für einige Monate. Heutzutage würden sie wahrscheinlich mit einem Tattoo am Montagmorgen aufwachen. Jungs, wenn ihr wieder mal in Boppard seid. Wir haben nur eine Straße weiter ein Tattoo Studio. So ein Weinglas auf dem Oberarm macht sich doch auch ganz gut!
Rund um den Rheinwein
Ein Letztes noch zum Wein. Ja, es ist schön am Rhein. Hier kannst du in gemütlichen Weinstuben sitzen oder direkt am Ufer, um auf den Fluss zu schauen. Auf rund 120 Kilometer wird zwischen Bingen und Bonn Wein angebaut. Wir haben zu 70 Prozent Riesling, ansonsten Kerner, Grau- und Weißburgunder, aber auch Rotweine, Winzersekt, Schnäpse und Liköre. Bei einer Weinprobe kannst du deine Lieblingssorte suchen. Du kannst beim Winzer übernachten und auf Weinwanderungen gehen.
Neben den vielen Weinfesten solltest du auch den Mittelrheinischen Weinfrühling in deine Pläne aufnehmen. Am letzten Sonntag im April locken im Weinanbaugebiet Bopparder Hamm Gastronomen und Winzer mit kulinarischen Leckereien und Wein. Deine Weinwanderung entlang der Weinberge kann in Boppard oder Spay beginnen.
Im Herbst bieten die Lokale und Straußwirtschaften Federweißer und Zwiebelkuchen.
Das Leben ist ein langer Fluss.
Wenn du einen Rheinanwohner fragst, er liebt seinen Fluss. Glaube mir, ich habe schon viele Jahre auf dem Land gewohnt. Es gab viel Natur, dichte Wälder und weitläufige Felder aber keinen Rhein. Er fehlte mir so sehr, dass wir häufig zum Spazierengehen in einen Rheinort gefahren sind. Letzten Endes sind wir wieder an den Rhein gezogen. Der Fluss macht etwas mit dir! Du möchtest ihn nicht missen.
Was macht einen Fluss wie den Rhein so schön?
Es ist ein bisschen wie in Hesses Erzählung Siddhartha, als dieser nach seiner langen Reise und vielen Lehrern wieder an den Fluss kommt. Es kommt alles zum Fluss zurück, sagte der Fährmann. So war es auch bei mir. Du lernst vom Fluss allein durch Sitzen und Schauen (siehe auch die Interpretation von Hesse-Siddharta).
Ich liebe es, am Rhein zu sitzen und auf den Fluss zu schauen. Er ist immer in Bewegung. Schiffe aller Größen fahren vorbei. Besucher winken fröhlich von den Kreuzfahrtschiffen oder Ausflugsbooten. Ruderer oder kleine Jachten fahren vorbei. Der Fluss verbindet. Es wird nie langweilig!
Am Rhein fühle ich mich wie im Urlaub. Gäste aus aller Welt plaudern in vielen Sprachen, Gesprächsfetzen dringen an mein Ohr. Reisegruppen laufen zum Schiff, um noch schnell ihre Tour zur Loreley zu erwischen. Wie viele Völker sind in der Geschichte schon hier durch gezogen? Wie viele sind gegangen, aber auch geblieben? Die Menschen am Rhein haben viele Wurzeln und sind ein Völkergemisch.
Wenn ich mal mehr sehen will, gehe ich selbst auf eines der vielen Schiffe und fahre den Fluss entlang und genieße die Landschaft mit ihren Burgen.
Über 40 Burgen, Schlösser und Burgruinen
Zwischen Koblenz und Bingen ist das Rheintal besonders eng. Die Berghöhen von Hunsrück und Taunus stehen dicht beisammen und zeigen dramatische Felslandschaften wie die Loreley oder der Spitznack. Auf den Hängen stehen zahlreiche Burgen, eine schöner als die andere. Manche kannst du besuchen, auf anderen kannst du sogar übernachten. Ein besonders malerisches Exemplar ist der Pfalzgrafenstein, der wie ein Schiff im Rhein liegt.
Seit meiner Kindheit bin ich Burgenfan. Die meisten Rheinburgen habe ich ein oder mehrmals besucht wie die Marksburg bei Braubach, die nie zerstört wurde. Hier kannst du entdecken, wie die Menschen damals in einer Burg gelebt haben. Bei uns Kindern war auch die Rheinfels bei St. Goar sehr beliebt. Mit einer Taschenlampe bewaffnet durften wir durch die unterirdischen Gänge stromern. Oder die netten Filzpantoffeln beim Besuch von Schloss Stolzenfels. Sie werden zum Schutz der Böden über die Schuhe gezogen. Es machte Spaß durch die Räume zu rutschen. Von Burgen kann ich nie genug bekommen!
Fazit:
Ich bin selbst ein Mädel vom Rhein und ich liebe meine Region. Für mich ist es der Fluss selbst, der so schön ist. Es gibt noch so viel zu entdecken in dieser dramatischen Kulturlandschaft, die von der UNESCO in 2002 in die Liste des Welterbes aufgenommen wurde.
Hallo Renate!
Ich finde es immer ganz erfrischend wunderbar, wenn man zwischen den Zeilen die Zuneigung zum Thema spüren kann, über welches jemand schreibt. Ich habe nicht den Eindruck, als sollte dich jemals wieder jemand von deinem Rhein trennen und das ist auch gut so. Ich finde es wichtig, die Schönheit dessen zu erkennen, was vor unserer Haustür liegt und nicht zwanghaft zu meinen, man müsse um etwas atemberaubendes erleben zu können, möglichst weit und spektakulär verreisen. Ich selbst war einmal in St. Goar und konnte mir das rheinische Schauspiel von dort aus zu Gemüte führen – allein der Weg mit dem Auto den Fluss entlang war ein Fest für die Augen!
LG, Miriam
Hallo Miriam,
herzlichen Dank für den netten Kommentar! Es stimmt, auch in unserer Umgebung haben wir sehenswerte Orte und Regionen. Für Besucher ist unsere Gegend Exotisch – so klein und grün. Immer wenn ich vom Flughafen Frankfurt komme und am Rhein entlang fahre, denke ich, ach – es ist doch schön hier.
LG
Renate
Hallo Renate,
wieder ein toller Bericht über unsere wunderbare Heimat.
Unerwähnt blieb noch die herrlichen Wanderwege, ob linksrheinisch
der Rheinburgenweg oder rechtsrheinisch der Rheinsteig, die jeweils traumhafte
Ausblicke auf den Rhein, die alten Städtchen und die romantischen Burgen
freigeben.
Herzliche Grüße
Brigitte
Hallo Brigitte,
du hast recht, die wunderbaren Wanderwege entlang des Rheins mit ihren Ausblicken aus luftiger Höhe haben etwas.
LG
Renate
Auch ich bin zum Rhein- und Burgenfan geworden <3
Danke für den schönen Artikel mit weiteren Reiseanregungen!!
LG Tanja
Ein schöner Bericht, der Lust auf den Rhein macht. Und auch wenn der Wein sicher viel dazu beiträgt, dass die Region noch schöner wird – auch ohne edlen Rebensaft wäre es wunderschön :)
Liebes Vielweib,
liebe Janine,
lieben Dank für die netten Kommentare. Es gibt noch vieles zu entdecken entlang des Rheines.
LG
Renate
Als Teenie bin ich mit meinen Eltern am Rhein entlang gefahren und habe das Fenster verhängt, damit ich im Auto in Ruhe lesen kann. Meine Eltern waren entsetzt ;-) Heute fahre ich die gleiche Strecke und kann von der Landschaft garnicht genug bekommen. Ich liebe diese Region: der Rhein, die Weinberge, die Burgen…das ist für mich Heimat (ich komme eigentlich aus Mainz).
Liebe Anne,
als Kind oder Jugendliche hat man oft andere Prioritäten. Ich kann mich auch an den Burgen, dem Fluss und der Landschaft nicht satt sehen. Mainz ist auch ein schönes Städtchen. Wir sind da manchmal zu Konzerten im Frankfurter Hof oder letztens zu Bob Dylan am Rhein.
Liebe Grüße
Renate