Die UNESCO Welterbestätte Mahabalipuram in Südindien ist der ideale Einstiegsort für eine Südindienreise, ländlich mit kilometer langen Sandstrand und vielen Sehenswürdigkeiten wie gewaltige Tempel. Generationen von Steinmetzen haben an ihnen gearbeitet. Zwischen steinernen Elefanten und fast zermalmten Schweinen.
Nicht weit von Chennai (Madras), nur ca. 55 Kilometer, liegt das kleine Städtchen Mahabalipuram (Mamallapuram). Nur rund 2 Stunden dauert die Fahrt in den Strandort am Indischen Ozean. Wer es in Südindien erst langsam angehen möchte, kann vom Flughafen direkt hier hin fahren. Ein paar Tage Eingewöhnung an das Klima und die Umgebung tun gut.
Inhaltsverzeichnis
Die fünf Rathas, die Spielwiese für Steinmetze
Wir sind unterwegs in Südindien. Am frühen Morgen gilt unsere erste Besichtigung den fünf Rathas. Das ist eine Tempelanlage, die indischen Festwagen gleicht. Es ist erstaunlich, welche Kunstwerke die Steinmetze aus hartem Granit gemeißelt haben. Mein erster Blick fällt allerdings auf den steinernen Elefanten in Originalgröße. Er wirkt wie lebendig, als würde er gleich losprusten und mit den Ohren wackeln. Da ich kein Freund von Selfies bin, freue ich mich über einen freiwilligen Fotografen, dem ich meine Kamera in die Hand drücke.
Jeder dieser fünf Tempel hat einen etwas anderen Baustil. Alle wurden jeweils in einem Stück aus den Felsen gehauen. Die Baumeister sollen verschiedene architektonische Formen ausprobiert haben. So findet sich bei dem einenTempel ein stufenförmiges Dach, während ein anderer ein Tonnendach hat. Sie wurden nie für religiöse Zeremonien genutzt.
Die fünf Rathas gehören zu den ältesten Steintempenl Südindiens aus der Zeit der Pallava-Könige (7. Jahrhundert). Sie wurden nach den fünf Pandava-Brüdern aus dem Mahabharata-Epos Arjuna, Bhima, Yudhishtira, Nakula und Sahadeva benannt.
Der Küstentempel, Inspiration für Angkor Wat
Weiter geht es zum Küstentempel (Shore Temple) direkt am langen feinsandigen Strand. Er soll früher vom Meer umspült worden sein. Mittlerweile ist er jedoch eingezäunt, was ein bisschen schade ist. Nur durch ein Loch im Zaun können wir auf den Strand schauen, der an Weihnachten 2004 vom großen Tsunami heimgesucht wurde. Steinerne Wellenbrecher sollen den Tempel schützen, damit er nicht weiter beschädigt wird.
Mittlerweile brennt die Sonne schon heißer, nur am Meer weht eine kühlende Brise. Wir schlendern zum Tempel. Sein Tempelturm stellt den mystischen Weltenberg Meru dar. Der Berg war für die Hindus der Mittelpunkt der Erde. Die früheren Leuchtfeuer des Tempels sollen den Seefahrern bei ihrer Navigation gedient haben.
Interessant ist bei der Anlage, dass sein dravidischer Baustil die Baumeister bei der Errichtung asiatischer Tempelanlagen wie z.B. Angkor Wat inspiriert haben soll. Kaum zu glauben, dass hier einst sieben solcher Anlagen standen.
Wir klettern durch einen Spalt ins Innere. Es ist eng zwischen den Tempelwänden. Ein Lingam in einem kleinen Raum deutet auf einen Shiva-Schrein. Auf der anderen Seite finden wir Gott Vishnu.
Auch in dieser Tempelanlage können wir uns in Ruhe umsehen, da außer uns kaum Gruppen da sind. Ich freue mich immer besonders, wenn ich die Atmosphäre eines Platzes in Ruhe auf mich wirken lassen kann.
Angetan haben es mir auch die vielen kleinen Nandibullen, wie sie in einer langen Reihe sitzen und den Betrachter anschauen. Es scheint, sie haben eine Frage auf den Lippen. Eine ganze Herde von ihnen umfriedet den Tempel.
Das große Felsenrelief, Elefanten über Elefanten.
Wir fahren weiter zu den nächsten Highlights. Schon von weitem sehe ich das bemerkenswerte Kunstwerk. Eine ganze Elefantenherde läuft über das berühmte Felsenrelief „Herabkunft der Ganga“. Unter dem großen Elefantenbullen tummeln sich einige süße Babyelefanten. Wer kennt das Bild nicht aus Katalogen und Büchern über Südindien? Mit einer Breite von fast 30, sowie einer Höhe von 9 Metern ist es das größte Felsenrelief der Welt. Begeistert mache ich ein paar Fotos.
Rund um den mythischen Ganges, der als Felsenspalt in der Mitte liegt, ist so einiges zu sehen. Götter und himmliche Wesen betrachten den Fluss. Dünne Asketen beten. Eine meditierende Katze zieht die Mäuse an. Du findest sie unter dem Rüssel des vorderen Elefanten. Sie sollte schon damals augenzwinkernd auf scheinheilige Sadhus hinweisen, die die Bevölkerung ausnutzen. Die ganze Interpretation des Reliefs von Mahabalipuram findest du hier. Weitere erstaunliche Reliefs finden sich in angrenzenden Höhlen ganz in der Nähe.
Schwein von Krishnas Butter Ball überrollt
Das wäre jetzt fast eine Schlagzeile gewesen, denke ich mir, als plötzlich ein Schwein an dem kugelrunden Felsen vorbei saust. Denn Krishnas Butter Ball wirkt so, als würde er jeden Moment auf das arme Schwein herabstürzen und es zermalmen. Der Felsen ist aufrund seiner ungewöhnlichen Form auch bei Indern ein beliebtes Fotomotiv.
Rechts vom Butterball liegt ein weiterer beeindruckender Felsen. Durch einen engen Felsspalt gelangst du zur Trimurti Cave, einem weiteren Höhlentempel. Er ist den drei wichtigsten hinduistischen Göttern Brahma, Vishnu and Shiva geweiht.
Wir wären gerne noch länger in Mahabalipuram geblieben, so faszinierend sind die Stadt und ihre Tempel. Doch unsere Reise geht weiter und es werden noch viele Tempel folgen.
Was sind die Vorzüge von Mahabalipuram?
Die Kleinstadt ist bei indischen und ausländischen Besuchern sehr beliebt. Kein Wunder, bietet sie doch:
- eine ruhige Atmosphäre mit guter Infrastruktur
- einen kilometerlangen Strand
- wichtige Kulturstätten
- eine gute Lage für Tagesausflüge nach Chennai oder Kanchipuram
Ein bisschen Geschichte
Wenn du Mahabalipuram heute siehst, magst du kaum glauben, dass die Stadt im 7. / 8. Jahrhundert ein wichtiger Hafen war. Dabei segelten indische Kaufleute von hier bis nach Südostasien. Sie handelten mit glitzernden Edelsteinen, feinen Seidenstoffe oder wertvollem Elfenbein. Die Einnahmen machten die Region reich und ermöglichten so den Bau prachtvoller Tempelanlagen, die wir uns heute ansehen können.
Wie in vielen indischen Orten wurde auch in Mahabalipuram der Städtename geändert, weshalb du heute verschiedene Schreibweisen findest. Die kleine Stadt tritt mittlerweile unter dem Namen Mamallapuram auf. Der Begriff Mamalla , „Großer Ringer“, bezeichnet den König Narasimhavariman I., der u.a. durch seine große Bautätigkeit berühmt wurde. Mahabali wiederum ist die Bezeichnung für den Dämonen, der von dem Gott Vishnu besiegt wurde.
Von Mahabalipuram (Mamallapuram) ging unser Rundreise durch Südindien weiter nach Pondicherry mit seinem französichen Flair.
Warst du schon in Mahabalipuram? Was hat dir am Besten gefallen?
[…] bin ganz aufgeregt! Nachdem wir im letzten Winter eine Reise durch Südindien gereist sind, haben wir jetzt Nepal gebucht – eigentlich eine logische Schlussfolgerung! Wir […]