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Oldies auf Weltreise, wenn Oma und Opa die Welt erobern.

Oldies unterwegs: Anstatt strickend auf der Bank zu sitzen und die Enkel zu betreuen, wollen sie es noch einmal wissen – ältere Reisende, die ihre Träume verfolgen. Da ist die 90-jährige Norma, die trotz Krebs durch die USA reist oder die 78-jährige Heidi, die mit ihrem Oldtimer um die Welt fährt. 

Manche Menschen entsprechen so gar nicht dem Klischee der netten weißhaarigen Oma und das ist gut so! Wie in dem Film „Das Beste kommt zum Schluss (The Bucket List) wollen sie ihre Träume noch erleben. Längst ist das nicht mehr den Jungen der Generation Y vorbehalten.
Oldies, Oma strickt und Opa liest auf der Gartenbank.

Oldies, mit 90 Jahren auf großer Reise

Vor Kurzem las ich in den Medien „Die 90-jährige Norma aus Michigan bricht die Krebstherapie ab und reist um die Welt.“. Was für eine Geschichte! Nach dem Tod ihres Mannes erfährt sie, dass sie an Krebs erkrankt ist, und fasst einen Entschluss. Anstatt sich der Tortur einer Chemotherapie zu unterwerfen, geht sie lieber auf die große Reise durch die USA. Sie schließt sich ihrem Sohn Tim und der Schwiegertochter Ramie an, um im Wohnmobil zu reisen.

Dazu gehören Mut und eine gehörige Portion Abenteuerlust. Wie würdest du in dieser Situation entscheiden? Die Frage lässt sich nicht leicht beantworten, wenn du die Bedrohung nicht am eigenen Leibe erfährst. Das Leben ist wie immer ungewiss. Seit ihrer Abreise im August 2015 erlebt Norma die Naturwunder der Rocky Mountains, des Yellowstone und des Grand Canyons und einen Flug im Heißluftballon.

Die Reise gibt ihr die Freude am Leben zurück. Sie wirkt gesund und fröhlich. Ihre Reise kannst du mit mehr als 519.000 anderen Fans auf ihrer Facebook-Seite verfolgen. Hut ab vor Norma. Du lebst nur einmal!

Nachtrag: Miss Norma ist mit 91 Jahren im Oktober 2016 verstorben. Sie hat nachdem sie von ihrer Krankheit erfahren hat, sich noch einmal einige Lebensträume erfüllt. Sei es eine Fahrt im Heißluftballon in Florida, das Sehen von Bisons oder Walen in freier Natur oder das Testen regionaler Biersorten und Kuchen. Ihr letztes Jahr war voller Lebensfreude, statt dem Dahinsiechen in einem Krankenhaus.

Ihr Sohn Tim Bauerschmidt und die Schwiegertochter Ramie Liddle haben ein Buch zu der Reise verfasst „Driving Miss Norma – Sag ja zum Leben“, dass jetzt auch in Deutsch erhältlich ist.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Die Facebookseite ging damals viral und hatte begeisterte Fans in aller Welt. Das Buch liest sich sehr schön und beschreibt die ganze Geschichte. Im Mittelteil findest du Fotos von den Erlebnissen.

Mit dem Oldtimer um die Welt

Gleich zwei Oldies – Heidi und Hudo. Eine andere ältere Weltreisende ist Heidi Hetzer aus Berlin. Die im Jahr 1937 geborene Rallyefahrerin hat es sich auf ihrer Reise nicht unbedingt leicht gemacht. Noch älter als sie selbst ist ihr Gefährt, ein Hudson Model Great eight Coach Bj. 1930, den sie liebevoll Hudo nennt. Der Oldtimer Hudo braucht liebevolle Pflege und muss unterwegs immer wieder repariert werden.

Heidi folgt ihrem Traum. Sie reist auf den Spuren der Clärenore Stinnes, die von 1927 bis 1929 als erste mit einem Personenwagen die Welt umrundete. Der Oldtimer und die alte Dame sind die Attraktion in den verschiedenen Ländern. So mancher hat noch nie so ein altes Auto gesehen, geschweige denn eine solch mutige Dame.

Neugierde hält jung!

Neugierde hält jung!

Im Januar 2016 musste sie ihre Reise nach 1,5 Jahren wegen Krebs unterbrechen. Zu Glück ist sie nach ihrer Operation wieder wohlauf und die Reise geht weit. Heidi ist auch sonst eine toughe Frau, die so schnell vor nichts zurückschreckt. Bei einer Autoreparatur unterwegs verlor sie einen Finger. Nach einer kurzen Behandlung fuhr sie unverdrossen weiter.

Auf Heidi wurde ich durch eine Sendung im NDR aufmerksam, der ihre Reise mit der Kamera verfolgt. Da konnte ich als Zuschauer mit ihr fiebern und leiden, wenn Hudo mal wieder streikte und Zeitpläne zu wanken drohen. Auf ihrer Internetseite Heidi um die Welt kannst du ihre Reise nacherleben. Witzig: Es gibt Tonaufnahmen auf dem Blog und per GPS kannst du schauen, wo sie sich gerade befindet. Ich wünsche Heidi , dass sie ihren Traum verwirklichen und die gesamte Route reisen kann.

Heidi Hetzer hat es geschafft!

Nach 959 Tagen und rund 85.000 Kilometern ist Heidi mit ihrem Hudo wieder in Berlin angekommen. Im Jahr 2014 ist sie aufgebrochen, Anfang März 2017 ist die mutige Frau wieder zu Hause und ruft der begeisterten Menge zu: „Ihr habt ja ne Meise, ich bin doch bloß Autogefahren. Ihr könnt das auch!“ Was für ein Vorbild!

Reiseträume Route 66

Reiseträume Route 66

Nachtrag: Über die Ostertage 2019 ist Heidi Hetzer verstorben. Mit fast 80 hat sie die Welt umrundet und ihren Traum gelebt. Heidi wurde 81 Jahre alt.

Kann ich im Alter noch reisen?

Auch mir sind sie auf Rundreisen begegnet. Die 90-jährige Dame, die mit ihrer Tochter die Indienreise unternahm. Wir wunderten uns auf der Radschastanreise über sie. Sie war topfit und nicht einmal krank. Ihr Geheimnis? Sie geht jeden Tag schwimmen und ist auch sonst sehr sportlich. Auf unserer Amazonasreise war ein älterer Rollstuhlfahrer mit Enkelin dabei. Die meisten Ausflüge konnte er mitmachen. Bei Kreuzfahrten ist dies einfacher, dein Hotel reist einfach mit.

Machen wir uns aber nicht vor. So faszinierend die Einzelbeispiele der wackeren Oldies sind. Es wird nicht einfacher! Wir werden vielleicht auch im Alter mit allerlei Wehwehchen weiter reisen. Reisen ist aber auch anstrengend. Da sind lange Flüge, Auto- oder Bahnfahrten zu überstehen, das Klima bekommt uns vielleicht nicht. Je nach Gesundheitszustand will man auch eine gute ärztliche Versorgung in der Nähe wissen. Verschiebe deine Reisen nicht auf später und denk daran:

YOLO, wie die Jungen sagen. You only live ones.

 

8 Kommentare

  1. Oh man, Renate, du hast ja so recht. Schade ist, dass man seine Jugend meist erst im Nachhinein zu schätzen weiß. Aber so ist das dann wohl … Ich möchte jedenfalls später auch noch fit sein, um Unternehmungen machen zu können. Es gibt genug positive Vorbilder. Gott sei dank ;)

    Liebe Grüße
    Berit

  2. Reisefieber sagt

    Oh ja, liebe Berit, das stimmt! Ich hoffe, dass ich im Alter noch fit genug bin, sowohl körperlich als auch geistig. Bis dahin heißt es für mich, reisen, reisen, reisen.

    Liebe Grüße
    Renate

  3. Ein wirklich toller Artikel! Meine Eltern sind fast 80 und reisen auch noch gerne um die Welt. Seit mein Vater dement ist, wird das gemeinsame Reisen schwieriger. Jetzt fährt meine Mutter auch mal alleine, während mein Vater in der Kurzzeitpflege ist.

  4. Reisefieber sagt

    Liebe Silke,
    vielen Dank. Ich kenne das aus meiner eigenen Familie. Mein Vater hatte Alzheimer. Es ist gut, wenn deine Mutter den Mut und die Lebensfreude aufbringt, auch mal alleine zu fahren. Ich selbst hoffe, dass mein Mann und ich und alle um mich herum lange genug körperlich und geistig fit bleiben, um das Leben zu genießen.

    Liebe Grüße
    Renate

  5. Ida sagt

    Wie inspirierend. Ich hoffe ich habe im Alter noch die Kraft und Energie, solche Reisen anzugehen. Auf meiner Rundreise in Australien ist mir im Hotel auch ein faszinierendes Paar, um die 80ig Jahre alt, begegnet. Ich war hin und weg von ihrer Energie und Begeisterung!

    • Reisefieber sagt

      Hallo Ida,

      ja, das hoffe ich auch! Bin aber skeptisch ob das bei mir der Fall sein wird und versuche jetzt schon viel und gerne zu reisen. Auf unseren Rundreisen haben wir schon seltene fitte Exemplare getroffen. Mit 90 in Indien oder Brasilien. Ich fürchte, mir wäre das zu anstrengend, finde das aber toll.

      Renate

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