Ein Eisbärenkönig, die erste Taxifahrerin in Tromsø, eine mutige Pelzjägerin in Grönland sowie große Polarforscher wie Roald Amundsen und Fridtjof Nansen – das Polarmuseum in Tromsø zeigt das Leben in der arktischen Welt. Komm mit zu großen Expeditionen im hohen Norden.
Ich habe schon als Kind begeistert über große Weltreisende und Naturforscher gelesen oder Dokumentationen geschaut. Was sind das für mutige Menschen, die gegen die Widerstände der Natur, eisige Kälte, Einsamkeit, Schnee und Hunger kämpfen, um als Erste den Nordpol zu erreichen oder neue Seewege zu erkunden?
Inhaltsverzeichnis
Tromsø, das Tor zur Arktis
Die Stadt Tromsø gilt als das Tor zur Arktis. Ihre Lage oberhalb des Polarkreises machte sie zum Ausgangspunkt großer Polarexpeditionen von Roald Amundsen und Fridtjof Nansen wie die Erkundung der Nordwestpassage (der begehrte Seeweg durch das Nordpolarmeer), Reisen zum Nordpol, in die Arktis und Antarktis.
Die Geschichte der Winterjagd
Tromsø war auch Hauptstadt der Robbenjagd, von Eisbären- und Walfang in Nord-Norwegen. Mutige Männer und Frauen überwinterten unter einfachsten Bedingungen in der eisigen Kälte der Arktis, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie wählten einen freien, wilden Lebensstil. Reich wurden sie dadurch nicht. Viele Jäger starben an Krankheiten wie Skorbut oder an den schweren Lebensbedingungen.
Wir denken meist direkt an arme, weiße Robbenbabys, die abgeschlachtet werden oder an die Überfischung der Meere. Zum Glück hat sich vieles mittlerweile geändert. Die Zeiten waren rau. Robben wurden bereits in der Steinzeit von den Menschen gejagt. Diese Periode gehört ebenso zu unserer Menschheitsgeschichte wie die Erforschung der Welt. Wir können sie betrachten und daraus lernen. Das Polarmuseum zeigt die Jagdtradition, die bejagten Tiere sowie das Leben der Jäger mittels einer aufgebauten Jagdhütte mit Alltagsgegenständen.
Eine mutige Frau in der Männerwelt – Wanny Wolstad
Meist waren es Männer, die in der Arktis überwinterten. Manchmal nahmen sie ihre Frauen mit, die ihre Hütte in ein richtiges Heim verwandelten und den Lebensstil vor Ort verbesserten. Sie sorgten für ein leckeres Essen und Trost in einsamen Nächten. Wanny Wolstad war nicht so eine, sie stand ihren Mann. Sie war in der Lage mit Schusswaffen umzugehen.
Wanny wurde als Ivanna Margrethe Ingvardsen auf der norwegischen Insel Sommeroy geboren. Im Alter von 15 Jahren kam sie nach Tromsø. Nach dem Tod ihres Mannes musste sie die beiden Kinder durchbringen. Wanny war eine tapfere Frau. Sie wurde nicht nur Tromsøs erste Taxifahrerin, sondern auch eine der wenigen Jägerinnen in der Arktis. Wanny übernachtete fünf Mal in der Arktis (Spitzbergen), erlegte Eisbären, Robben und Polarfüchse. Ihr eigenes Tagebuch war die Grundlage zu ihrem Buch – „Die erste Frau als Pelzjägerin auf Svalbard“.
Christiane Ritter: Eine Frau erlebt die Polarnacht
Wie hart das Leben im Polarkreis ist, zeigt das Buch von Christiane Ritter, die mit ihrem Mann, einem Pelzjäger, ein Jahr in einer primitiven Hütte auf Spitzbergen lebte. Mehrere hundert Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt musste sie ohne technische Hilfsmittel der heutigen Zeit, ihren Mann stehen. Sie waren der Natur ausgeliefert und hatten sich dennoch einen Traum erfüllt.
Henry Rudy – der Eisbärenkönig
Heute wäre man sicher nicht mehr stolz darauf, doch es war eine andere Zeit. Henry Rudy aus Tromsø war einer der berühmtesten Pelztierjäger. Er überwinterte 27 Mal auf Svalbard, Grönland und rühmte sich, zwischen 1908 und 1948 die stattliche Zahl von 713 Eisbären erlegt zu haben. Henry liebte sein freies Leben in der Natur, allein auf sich gestellt mit den Naturgewalten.
Was wäre die Polarforschung ohne Roald Amundsen und Fidjof Nansen?
Eine große Abteilung des Museums ist den beiden wichtigsten Polarforschern gewidmet. Roald Amundsen, geb. 1872 in Borge (heutiges Frederikstad), gest. 1928 in der Arktis, gilt als erfolgreichster Entdeckungsreisender der Arktis und der Antarktis. Er fuhr als Erster mit seinem Schiff Gjoa die Nordwestpassage vom Atlantik zum Pazifik, war einer der ersten Menschen am geografischen Nordpol und erreichte vor Robert Falcon Scott als Erster den Südpol.
Fridtjof Nansen, geb. 1861 in Store Froen, gest. 1930 in Lysaker, war Polarforscher, norwegischer Zoologe, Diplomat und Friedensnobelpreisträger. Er durchquerte als Erster Grönland über das Packeis und lebte mit den Inuit, von denen er viel lernte. Sein Interesse und viele Forschungsreisen galten der Ozeanografie. Nach dem Ersten Weltkrieg kümmerte er sich um die vielen Flüchtlinge, wofür er 1922 den Friedensnobelpreis erhielt.
Das Museum wurde 50 Jahre nach dem Todestag Amundsen am 18. Juni 1978 eröffnet. Amundsen verließ mit dem Flugzeug Latham Tromsø und kam bei einem Absturz ums Leben. Er hatte verzweifelt versucht, den vermissten Italiener Umberto Nobile mit seinem Luftschiff Italia zu finden.
Das Polarmuseum informiert mit Fotos, Gegenständen und Schautafeln über das Leben sowie die Expeditionen von Fridtjof Nansen und Roald Amundsen.
Infos zum Polarmuseum Tromsø
Es befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1830. Das Museum hat einen liebevoll gedruckten Guide in Deutsch mit ausführlichen Erklärungen zu den einzelnen Räumen und Schaukästen. Er ist vor Ort erhältlich, du kannst ihn dir auch vorab ausdrucken. Guide Poloarmuseum Tromsø.
Adresse: Søndre Tollbodgt. 11, 9008 Tromsø
Wer sich für die Polarforschung interessiert, sollte sich das Museum nicht entgehen lassen.