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Hippieparadies Goa – wo sind die Blumenkinder hin?

Das Hippieparadies Goa wirkt wie ein mythischer Traum, wo sind die Hippies hin verschwunden? Ist der Hippiemarkt in Anjuna mehr als nur ein Werbegag? Ich begebe mich auf die Suche nach einer alten, vergangenen Zeit in Indien. Werde ich sie finden?

Ich bin in der Ära der Hippies aufgewachsen. Damals nannte man sie häufig Gammler und witzelte, dass du bei den Langhaarigen Mädchen nicht von Jungen unterscheiden kannst. Sie galten als arbeitsscheu und ein bisschen verwahrlost. Dennoch haben sie mich als Kind fasziniert! Ich mag ihre farbenfrohe Kleidung, die Musik, das Gefühl der Freiheit.

Die Hippiekultur der 68er

Die Hippiekultur bezog sich jedoch nicht einfach nur auf bunte Batikhemden, ein paar Blumen im Haar und Haschischpfeifchen. Sie war eine kulturelle Gegenbewegung, die sich von San Francisco aus in der Welt verbreitete. Der allgemeine Wohlstand, die bürgerliche Enge und Tabus der Nachkriegszeit wurden infrage gestellt. Es ging um mehr individuelle Freiheit und ein friedliches Miteinander. Wir haben ihr vieles zu verdanken. Glaubt mir, in den 60er-Jahren war der bürgerliche Muff noch sehr eng. Der Krieg war noch nicht so lange vorbei!

Tie Dye Hippie Trance

psychodelisch angehauchte Muster

Hinzu kam die psychodelische Musik der Grateful Dead, Jefferson Airplane oder der Doors. Alternativ war Folkmusik sehr beliebt. Bob Dylan beeinflusste auch deutsche Künstler, kritische Songtexte zu singen, die von mehr als nur Liebe und Sonnenschein handeln. Die Burg Waldeck auf dem Hunsrück, bei mir in der Nähe, entwickelte sich von 1964 bis 1969 zum ersten Festivalgelände in Deutschland. Hier spielten Liedermacher wie Franz-Josef Degenhardt, Hannes Wader, Dieter Süverkrüp und Walter Mossmann. Nur im Jahr 1969 war ich gerade mal 7 Jahre alt.

Auf dem Hippie Trail nach Goa

Viele Blumenkinder zog es mit dem VW-Bus oder günstig per Anhalter ins Hippieparadies Goa. Das klang nach Exotik und Abenteuer, ich war beeindruckt. Gerne hätte ich es ihnen als Jugendliche in den 70ern gleich getan und wäre nach Indien gefahren. Ich hatte keine Mitfahrer und allein traute ich mich nicht. Was habe ich von einer solchen Reise geträumt! Heute ist das Befahren dieser Route nicht mehr möglich.

Mit dem VW-Bus auf dem Hippietrail nach Goa

Mit dem VW-Bus auf dem Hippietrail nach Goa

Asien reizte die Hippies wegen seiner Mystik, aber wohl auch aufgrund billiger Drogen. Die Hippies suchten Selbstverwirklichung, ein freies Leben ohne Normen, ein neues Lebensgefühl. Manche zog es in Ashrams. Andere ließen sich in Anjuna oder Arambol in Goa nieder. Grund genug für uns, auf einer Indienreise dem alten Hippieflair nachzugehen und zu schauen, was davon noch geblieben ist. Und wo sucht man die Hippies in Goa? Richtig, auf dem Hippiemarkt.

Der Hippiemarkt in Anjuna

Jeden Mittwoch findet der berühmte Hippiemarkt in Anjuna statt. Früher verkauften hier tatsächlich Hippies bunte Kleidung, selbst gemachtes und andere Waren. Wir sind extra früh aufgestanden, um die kühlen Morgenstunden zu nutzen. Im Dezember waren es in Goa 37 Grad im Schatten! Das ist doch in der Mittagshitze ein bisschen warm, um zu Shoppen und zu Stöbern! Kurz nach neun fängt der Markt erst so langsam an zu erwachen.

Hippieparadies Goa Anjuna

Der Hippiemarkt in Anjuna

Der Hippiemarkt ist wirklich groß und bunt. Du findest hier alle möglichen Artikel aus vielen Regionen Indiens. Wir zwängen uns durch ein Gewirr aus Ständen. Bunte T-Shirts mit Love und Peace hängen neben indischen Motiven. Billige Techno- und Trance-CDs liegen neben duftenden Räucherstäbchen. Daneben billigen Kitsch mit Hippieflair. Gut gefallen haben mir die bunten Stofflampen. Ich mag ja all‘ das bunte Zeug!

Bunte Stofflampen auf dem Hippiemarkt in Goa

Bunte Stofflampen für das indische Flair

Die German Bakery

Wir genießen den frühen Morgen. Es  es noch nicht so voll auf dem Markt. Die deutsche Bäckerei lockt mit Käsekuchen, Schokoladeplätzchen, Karottennusskuchen und selbst gemachter Zitronenlimonade. Es gibt selbstverständlich auch Vegetarisches. Die German Bakery in Anjuna soll es seit 1979 geben. Ihr Hauptgeschäft liegt in der Market Road 403509.

Deutsche Bäckerei in Goa

Deutscher Käsekuchen und Limonade im Hippieparadies Goa

In der Nähe des Strandes setzen wir uns in ein Lokal und blicken auf das Meer. Unten im Sand balanciert ein kleines Mädchen über ein gespanntes Seil. Der kleine Junge sammelt Trinkgelder ein. Wie so häufig in Indien, trägt die ganze Familie zum Lebensunterhalt bei.

Der Hippiemarkt als Werbung

Der Hippiemarkt in Anjuna ist auch ein Ziel aller Touristen. Es werden Halbtagestouren angeboten. Du kannst mit dem Bus oder Boot nach von vielen Strandorten nach Anjuna gefahren werden. Da geht der Normaltourist auf die Suche nach den Hippies oder nach ein paar Schnäppchen.

Gegen Mittag wird es richtig voll. Massen strömen über den Platz. Langsam brennt die Sonne so richtig heiß vom Himmel. Es wird Zeit, dass wir uns zurückziehen.Wir sind ein bisschen desillusioniert. Der große Hippiemarkt in Anjuna kommt uns mehr wie ein Werbegag vor, eine Vermarktung einer alten Zeit, die es so nicht mehr gibt. Das Hippieparadies Goa als Verkaufsprodukt.

Bei meinem Besuch waren Anjuna und Umgebung fest in russischer Hand. Es wird hart und ohne ein Lächeln um jede Rupie gehandelt. Techno scheppert aus billigen Musikanlagen. Bier ist billig. Mit Wehmut denke ich an Jimi Hendrix und Jim Morrison und seufze in mich hinein. Was ist bloß von den Hippies übrig geblieben? Nicht viel, resümiere ich mit großem Bedauern!

Die Einreise nach Goa, Indien

Für die Einreise nach Indien brauchst du ein Visum. Die Visumformalitäten sind recht umfangreich und der Fragebogen sehr lang. Du musst häufig auch deinen Reisepass per Einschreiben einschicken. Der sollte besser nicht kurz vor der Reise verloren gehen. Einfacher ist es, wenn du dein Visum für Indien über Visumantrag.de online beantragst. Für Österreich ist es die Seite Visumbeantragen.at. (*Werbung)

Hippieparadies Goa ohne Hippies – wo sind die Blumenkinder geblieben?

Man mag es kaum glauben, die Zeit der Hippies ist fast 50 Jahre her! Damals war Goa das Hippieparadies. Es war warm und preiswert. Doch Goa hat sich seit dem verändert. Die meisten Blumenkinder sind damals in ein bürgerliches Leben zurückgekehrt und mittlerweile längst in Rente. Goa ist zum Pauschalreiseziel geworden. Es wurden viele Hotels entlang der Strände gebaut. Auch Inder der Mittelschicht machen hier gerne Urlaub. Ich bin ja selbst so ein Pauschalreisender und habe Candolim als Urlaubsort gewählt.

Echte Hippies sind mir in Goa nicht begegnet. Lange Zeit machten die Trancepartys und Saufgelagen von sich Reden. Abgesehen davon, dass dieses Gedudel nicht meins ist, bin ich auch zu alt für solche Partys. Techno mag ich nicht mal ansatzweise! Sorry. Ihre heutigen Nachfolger, die Generation Y, sucht ihren Weg auf dem Banana Pancake Trail. Das sind dann z.B. meine Neffen. Ob es da um ein Kulturverständnis oder doch nur um Party machen geht? Wer weiß!

Wo sind nun die Hippies? Die meisten sitzen brav daheim in Deutschland und fahren vielleicht mal im Urlaub nach Indien. Damit beschäftigt sich auch der Artikel der FAZ: Die letzten Hippies in Goa

Wann findet der Hippiemarkt in Anjuna statt?

Seit den siebziger Jahren findet der berühmte Hippiemarkt jeden Mittwoch von 7:00 Uhr morgens bis ca. 19:00 Uhr am Abend statt. Der Eintritt ist übrigens kostenlos. Vor dem Hippiemarkt liegt ein großer Parkplatz. Ich glaube, dort wird mittlerweile eine Parkgebühr genomme. Mit Sicherheit kann ich es nicht sagen, weil wir privat mit dem Taxi da waren. Der Fahrer hat auf dem Parkplatz auf uns gewartet.

Lohnt sich der Einkauf auf dem Hippiemarkt?

Gefühlt findest du auf dem Markt Souvenirs aus allen Ecken Indiens. Ich mag die schönen indischen Wandbehänge, Überdecken für das Bett, Blusen und Hemden oder Hippie T-Shirts. Es gibt auch Schnitzereien, Taschen, CDs, Räucherstäbchen, Schmuck, Sandalen und vieles mehr. Da sich auf dem Markt viele Touristen aufhalten, sind die Preise nicht wirklich günstig. Du solltest unbedingt handeln! Dabei aber auch nicht zu verbissen und knauserig sein. Interessant sind auch die tibetischen Stände mit Tangkas und Klangschalen in allen möglichen Größen. Tangkas sind die tibetischen Rollbilder mit Figuren aus dem Buddhismus.
Tipp: Laß dir lieber nicht von den fliegenden Händlern die Ohren reinigen! 

Wie komme ich zum Hippiemarkt in Goa?

Viele Reisende mieten sich in Goa einen Roller und fahren damit herum. Uns war das zu gefährlich. Der Verkehr in Indien ist doch gewöhnungsbedürftig. Nicht nur, dass auf der linken Seite gefahren wird, es wird auch sehr waghalsig überholt! Wir haben uns im Hotel ein Taxi bestellt, nachdem wir uns vorher nach dem Preis erkundigt haben. Es werden auch pauschale Ausflüge mit dem Bus zum Hippiemarkt angeboten.
Tipp: Ich würde lieber früh am morgen kommen. Es wird ganz schön heiß tagsüber. Vergiss nicht genügend Sonnencreme, eine Kopfbedeckung und Wasser mitzunehmen.

Mein Beitrag nimmt teil an der Blogparade „Die schönsten Orte für Blumenkinder“ von Julia und ihrem Reiseblog bezirzt.de. Du bist auch ein Hippiefan? Schau mal bei ihr rein oder schreibe selbst etwas.

Gibt es Alternativen zum Anjuna Fleamarket (Hippie Markt)?

In Apora, zwischen Anjuna und Baga findet samstags Ingos Nachtmarkt statt. Heute heißt er auch Apora Nightmarket. Der Markt startet gegen 16:00 Uhr bis in die Nacht hinein. Der Vorteil, nach Sonnenuntergang ist es nicht mehr so heiß. Auch auf diesem Markt gibt es viele Stände mit indischen Souvenirs, Gewürzen und essen. Außerdem kannst du auf einer Bühne Livemusik hören. Es gibt Feuertänzer und Partystimmung.

Der Markt ist saisonal geöffnet. Als wir im Dezember in Goa waren, war er gerade nicht geöffnet. Eigentlich soll er zwischen November und April da sein. Am Besten erkundigst du dich vor Ort, ob er auch wirklich offen ist. Der Eintritt ist frei.
Tipp: Mückenschutz nicht vergessen!

Mackies Night Market in Anjuna

In kurzer Entfernung liegt Makies Night Market. Es gab da wohl Diskussionen mit Ingos Nachtmarkt aber er existiert nebendran. Er ist viel kleiner, findet aber auch samstags zwischen 16:00 Uhr und 1:00 Uhr statt. Die Verkaufsstände werden von Einheimischen geführt.

Weitere lesenswerte Beiträge

Peter von Peterstravel hat sich den ehemaligen Hippieort Anjuna in Goa etwas genauer angeschaut. Du findest Tipps zu Bars, Restaurants, Hotels und Märkten.

Auf meiner Rundreise durch den Süden Indiens habe ich mir Chennai, das ehemalige Madras, die beeindruckenden Tempel von Mahabalipuram, Pondicherry und den Sri Aurobindo-Ashram angeguckt. In Trichy bin ich mit Ganeshas Unterstützung den Tempelberg hochgestiegen.

Wer zum ersten Mal nach Indien reist, sollte sich den Fettnäpfchenführer anschauen. In dem Buch lernst du so einiges über das Land und wie du am besten klarkommst.

Warst du schon in Goa? Weißt du mehr oder hast du einen Tipp dazu?

5 Kommentare

  1. Fee sagt

    Hey,

    also ich war gerade auch in Indien und auch in Goa. Du hast Recht, auf dem Hippiemarkt findet man sicher keine echten Hippies. Auch wir waren enttäuscht und sind spontan mit dem Tuktuk ein Stück aus Anjuna rausgefahren.
    Dort sind wir an einem nahezu leeren Strand entlangspaziert und haben in einer unscheinbaren Strandbar eine Pause gemacht. Und siehe da, von außen kaum einsehbar, die Bar war voll mit Menschen aller Nationalitäten. Italiener, Spanier, Franzosen, alle geschätzt 70 Jahre alt und genau das, was wir uns unter den Hippies der 60er und 70er Jahre vorgestellt haben. Sie spielten Karten, rauchten Gras, diskutierten und strahlten dabei eine beeindruckende Zufriedenheit aus.
    Es gibt sie also doch! Und ich hätte wirklich gerne die Geschichte von jedem einzelnen dort gehört.

    • Reisefieber sagt

      Hallo Fee,
      ach, die Geschichten hätte ich auch alle gerne gehört. Es gibt sie noch. Wahrscheinlich ist ihnen der Trubel auf dem Hippiemarkt viel zu viel. Wie schön das zu hören! Vielen Dank, dass du dein Erlebnis mit mir und meinen Lesern teilst.

      Liebe Grüße
      Renate

  2. Sehr schöner Artikel und genau das was ich gesucht habe. Ich spiele mit dem Gedanken Ende des Jahres nach Goa zu reisen, das wäre gewissermaßen meine Indien-, und somit auch Goa-Premiere. Auch ich werde nach den Hippies Ausschau halten ;-) Allerdings ist es mein Plan auch ein paar Tage im Süden Goas zu verbringen. Ich habe gehört, dass man dort noch sehr viel handgemachte Live-Musik findet, das stärkt meine Hoffnung dort auch ein paar Deadheads zu finden ;-) Ich werde davon berichten, falls ich Erfolg haben werde.

    • Reisefieber sagt

      Liebe Sarah,

      oh ja, berichte mir später davon, wenn du ein paar Deadheads triffst und grüße Sie unbekannterweise von meinem Mann. Wir haben leider die Greatful Dead nie auf einem Konzert erleben dürfen. Dafür nehmen wir viele Konzerte von Dylan, Neil Young usw. mit, wie gerade kürzlich in Wien und Augsburg.

      Liebe Grüße
      Renate

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