Die Insel La Gomera ist bekannt für ihre wildromantische Natur. Immergrüner Nebelwald, markante Berge, die aus Vulkanschloten entstanden sind, Lorbeerwälder und einheimische Pflanzenarten begeistern die Besucher. Selbst eine einzigartige Sprache, El Silbo, hat es ins UNESCO Weltkulturerbe geschafft. Unsere Rundreise führt in die Mitte und den Norden der Insel.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Inselhauptstadt San Sebastian
- 2 Fahrt von San Sebastian in den Norden
- 3 Hermigua mit dem besten Klima der Welt
- 4 Agulo und der Mirador de Abrante
- 5 Parque National de Garajonay auf la Gomera
- 6 Der Nebelwald
- 7 Los Roques
- 8 Die Schluchten von La Gomera
- 9 Anreise
- 10 Weitere interessante Kanarische Inseln:
Die Inselhauptstadt San Sebastian
Die bunten Häuser von San Sebastian de la Gomera klettern die dunklen Berghänge hinauf. Mit ihren 9.000 Einwohnern ist die Inselhauptstadt recht übersichtlich. Die Wege vom Hafen sind kurz. Im Brunnen des Alten Zollhauses soll Christoph Kolumbus Wasser für seine Entdeckungsreise geschöpft haben. Die Touristinfo findest du im Casa Bencomo, in dem auch ein Museum der Steine untergebracht ist. Es informiert über die Entstehung der Insel.
Sehenswert sind die Ermita San Sebastian (ältestes Bauwerk der Insel), die Kirche Iglesia Nuestra Senora de la Asuncion und der Torre de Conde. Wir aber fahren heute in den Norden, um einige Naturwunder zu entdecken.
Fahrt von San Sebastian in den Norden
Unser Bus quält sich über enge, sehr kurvige Straßen der TF11 ins Landesinnere. Die sich uns bietenden Ausblicke auf Gebirge und Täler sind spektakulär! Ob ich hier mit Begeisterung einen Mietwagen fahren möchte, bin ich mir nicht sicher. Es gibt keine Straße, die um die Insel herum führt. Die Hauptstraße geht über das Gebirge im Landesinneren.
Tipp: Vor engen Kurven muss gehupt werden, damit der entgegenkommende Verkehr vorgewarnt ist. Lasst dir Zeit beim Autofahren.
Hermigua mit dem besten Klima der Welt
An einer engen Serpentinenstraße halten wir an einem Aussichtspunkt oberhalb des Ortes Hermigua. Durch seine Nähe zum Nationalpark ist er besonders bei Wanderern beliebt. Unter uns breitet sich das fruchtbare, grüne Tal aus. Der Rio del Cedro versorgt es ganzjährig mit Wasser und verhilft zu reichen Ernten. Auf den Feldern werden Bananen, Papayas, Kürbisse, Trauben und Kartoffeln angebaut.
Die markanten Zwillingsfelsen Roques de San Pedro sind das Wahrzeichen von Hermigua. Der Ort soll das beste Klima der Welt haben. Die Temperaturen sind ganzjährig mild und sonnig. Früher wurde hier viel Zuckerrohr für den Export angebaut, das längst durch Obst und Gemüse ersetzt wurde.
Tipp: In der Umgebung findest du viele Wanderwege. Der Nationalpark Garajonay grenzt an die Region.
Agulo und der Mirador de Abrante
Das wohl schönste Dorf auf La Gomera ist Agulo, zwischen hoch aufragenden Steilwänden, terrassenförmigen Bananenplantagen und dem Atlantik gelegen. Malerisch thronen die Häuser auf einer Anhöhe von 200 Metern. Wir sind jetzt im Norden der Insel, knapp eine halbe Fahrstunde von San Sebastian entfernt.
Laut unserer Reiseleiterin wohnt in Agulo auch der schönste Mann der Insel. Wer möchte es nicht glauben? Schließlich handelt es sich um den Ehemann der deutschen Auswanderin Ulrike. Beide leben hier sehr glücklich versichert sie uns lachend. An der Straße oberhalb des Ortes ragen die Felswände fast senkrecht hinauf. In der Ferne ist ein Aussichtspunkt zu sehen.
Der Mirador de Abrante wurde in den steilen Felsen oberhalb des Dorfes gebaut. Eine verglaste Plattform ragt nach vorn. Sie bietet eine einmalige Aussicht über die Landschaft, sofern du schwindelfrei bist! Zum Mirador führt eine sehr enge Straße, Parkplätze sind oben vorhanden.
Weiter geht die Fahrt über viele Serpentinen in den Nationalpark.
Parque National de Garajonay auf la Gomera
Der Nationalpark Garajonay umfasst eine Fläche von 39,8 km2 . Er wurde im Jahr 1981 gegründet. Aufgrund seiner Lorbeerwälder und des Artenreichtums erklärte die UNESCO ihn im Jahr 1986 zum UNESCO Weltnaturerbe. Der hier noch existierende Nebelwald entstand bereits im Tertiär. So muss es auch bei uns früher ausgesehen haben. Durch die Eiszeit gingen die subtropischen Lorbeerwälder in weiten Teilen Europas verloren und sind nur noch auf den Kanaren, Azoren und Madeira zu finden.
Das Besuchercenter Juego de Bolas begrüßt uns mit einer wahren Pflanzenpracht von Strelitzien, Protea bis zu Palmen.
Im angrenzenden Gebäude erfahren wir mehr über das Klima, die Geologie und die Flora und Fauna der Insel. Ein Dokumentarfilm erklärt die Entstehungsgeschichte. Im völkerkundlichen Teil des Museums lernen wir mehr über die Guanchen, die ersten Einwohner der Insel.
Adresse: Juego de Bolas, La Palmita-Agulo
Aussichtspunkt Mirado de Juego de Bolas
Vom Mirador de Juego de Bolas reicht der Blick weit über das Land. Bei gutem Wetter sind in der Ferne einige Berge zu sehen: Degollade de la Cumbre, Los Roques, Tajaqué, Alto de Garajoray, Montana Las Lajas, Acevinos, Meriga.
Je nach Wetter und Sonnenstand kann es aber auch so aussehen! Alle Farben sind verschwunden.
Der Nebelwald
Der immergrüne Nebelwald auf La Gomera nimmt rund 10 Prozent der Insel ein. Er handelt sich um den größten zusammenhängenden Lorbeerwald Europas! Bei unserem Spaziergang durch den Lorbeerwald erleben wir ein Stück mystischer Natur. Hellgrüne Bartflechten hängen von den Bäumen. Die Äste der knorrigen Bäume sind mit dunklem Moos übersäht. Überall tropft es. Feuchter Nebel umhüllt den Wald und umgibt ihn mit einem geheimnisvollen Flair. Es ist gleich ein paar Grad kälter, sodass es mich wohlig fröstelt. Eigentlich erwarte ich, dass gleich ein kleiner Waldgeist oder Gnom hinter dem Baum hervorspringt. Doch er lässt sich nicht sehen.
Passatwolken steigen die Bergen des Nordens hinauf und geben der Region viel Feuchtigkeit. Die Blätter der Bäume und Farne saugen das Wasser förmlich auf. Während in den Tälern die Sonne scheint, sind die Berge an vielen Tagen des Jahres in den Wolken gefangen.
Tipp: Nimm für eine Tour in den Garajonay Natioalpark eine wasserfeste Jacke mit. Die Temperaturen liegen bei 13 bis 15 ° Celsius
Ist der Lorbeer im Nebelwald essbar?
Bei Lorbeer fällt mir direkt ein bayerischer Koch ein, der gefühlt fast jedes Gericht mit einem „Lorbeerblattl“ würzt. Und wie es im Leben so ist, hätte ich nicht gedacht, dass die Pflanze so unterschiedlich sein kann. Der Echte Lorbeer (Laurus Nobilis) wird als Gewürzpflanze verwendet. Von den Bäumen im Nebelwald sollen nur die Blätter eines Baumes eßbar sein. Also nicht testen! Neben Lorbeerbäumen wachsen hier Baumheide und Gagelbaum.
Junkie rats im Nebelwald
Die Geschichte der bekifften Ratten, die uns der Reiseleiter lachend erzählt, klingt doch ein bisschen wie ein Gag für Touristen. Die Blätter des Lorbeerwaldes seien für die Menschen giftig, für die Ratten aber ein leckeres Highlight. Der Körper der Nager würde die Blätter in eine Droge umwandeln, nach deren Verzehr die Tierchen glücklich aber high auf den Wegen lägen.
Wer mehr darüber zu berichten weiß, ich bin neugierig!
Die Laguna Grande
Am Ende unseres Weges kommen wir zur Laguna Grande und suchen vergeblich nach Wasser oder einem See. Bei der Laguna Grande handelt es sich aber um einen ehemaligen Kratersee im Zentrum des Nationalparks. Der ausgetrocknete See ist ein beliebter Abenteuer- und Picknickplatz. Von hier führen viele Wanderwege durch den Nationalpark, ein zwanzigminütiger Lehrpfad durch den Lorbeerwald ist mit Infoschildern (Englisch, Spanisch) versehen.
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El silbo vorführung – das Pfeifen im Wald
Eine Dame des angrenzenden Restaurants ist bereit uns El Silbo Gomero vorzuführen. Dabei handelt es sich um die Pfeifsprache der Gomeros. Mit ihr konnten sie über große Distanzen kommunizieren. Denn die Täler waren tief und die Wege weit. Pfeifen ist lauter als Sprechen. Bei gutem Wetter soll das Pfeifen über die Berge bis zu 4 Kilomter weit hörbar sein.
Sie legt einen gekrümmten Finger in den Mund und pfeift die Wörter. Über Tonhöhe, Länge und Unterbrechung sind sie erkennbar. Wir dürfen unsere Namen nennen, die sie dann vorpfeift. Die Guanchen pfeiften in ihrer Sprache, heute wird in Spanisch gepfiffen. El Silbo wird auf La Gomera gepflegt. Es wird den Kindern in der Grundschule beigebracht, um die Sprache zu erhalten. Die Pfeifprache ist so einzigartig, dass sie seit 2009 zum UNESCO Kultuerbe gehört.
Tipp: Unbedingt anhören, wenn sich die Gelegenheit bietet!
Los Roques
Ein weiteres Wahrzeichen von La Gomera sind die Los Roques, fünf Felsen, die aus Vulkanschloten entstanden sind. Das heiße Magma erstarrte im Inneren der Schlote (auch als Magmatite bezeichnet). Mit der Zeit wurden die äußeren weichen Gesteinsschichten von der Erosion abgetragen, bis die Lavasäulen übrig blieben.
Der markanteste ist der Roque de Agando, der von einem Aussichtpunkt nahe der Straße GM-2 gut zu sehen ist. Es sind nur wenige Schritte zu Fuß.
Die Schluchten von La Gomera
Die nach El Hierro zweitkleinste Insel der Kanaren, La Gomera, entstand vor ca. 11 Millionen Jahren durch Vulkane. Wind und Wasser formten tiefe Schluchten in das Gestein. Die 53 Barrancos (Schluchten) fallen vom gebirgigen Inselinnern zum Meer hin ab. Die Einschnitte können eine Tiefe von bis zu 800 Meter erreichen. Sie bilden eigene Biotope mit einer artenreichen Natur, wild sprudelnden Bächen und Wasserfällen. In Richung Küste formen sie liebliche Tallandschaften wie das Valle Gran Rey oder das Valle de Hermigua. Die höchste Erhebung der Insel ist der Alto de Garajonay mit 1487 Metern.
Anreise
La Gomera hat keinen eigenen Flughafen. Die Anreise kann mit dem Flugzeug über den Flughafen Teneriffa-Süd erfolgen. Im Hafen Los Christianos liegen Fähren, die dich nach San Sebastian bringen. Sie fahren mehrmals täglich. Die Überfahrt dauert knapp eine Stunde. Es gibt einen Bus, der den Flughafen mit dem Hafen in Los Christianos verbindet.
Weitere interessante Kanarische Inseln:
Auf Teneriffa lieben wir besonders die charmante Altstadt des Ortes La Laguna. Das UNESCO Welterbe zieren viele schmucke Häuser und Plätze. Interessante Museen laden zu einem Besuch ein. Die gewachsene Stadt hat ein besonderes Flair. Santa Cruz auf La Palma eignet sich sehr gut für einen Rundgang auf eigene Faust. Weiße Albinokrebse und die bezaubernde Architektur von César Manrique findest du in den Jameos del Aqua auf Lanzarote und Wein und Natur sind die Ziele der Panoramarundfahrt. Auf Gran Canaria haben wir die wüstenähnlichen Dünen von Maspalomas besucht. Der ehemalige Fischerort Puerto de Mogán begeistert durchs seine Architektur und seinen Jachthafen.