Madurai in Südindien. Unser Besuch im berühmten Minakshi-Tempel, eine Göttin mit drei Brüsten, die wie ein Mann kämpfen konnte und Shiva, der wichtigste hinduistische Gott. Wir begleiten in einer Zeremonie am Abend Gott Shiva beim Schlafengehen ins Gemach seiner Gattin Minakshi mit Feuer und viel Musik. Indien, du bist voller lebendiger Mythen.
Unsere Reise durch Südindien brachte uns in die heimliche Hauptstadt des Südens, nach Madurai, wo wir tief in die Mythologie eindringen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Madurai
- 2 Der Minakshi-Tempel (Sri-Meenakshi-Sundareshwara-Tempel)
- 3 Shiva und Minakshi
- 4 Die Legende der Minakshi, die Göttin mit den drei Brüsten
- 5 Unser Besuch der Altstadt von Madurai
- 6 Unser Besuch des Minakshi-Tempels
- 7 Tempelzeremonie im Minakshi-Tempel, wenn Gott Shiva zu Minakshi geht
- 8 Der Aufbau des Minakshi-Tempels
- 9 Weitere Beiträge aus Südindien
Madurai
Die Stadt Madurai liegt am Ufer des Flusses Vaigai im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Mit einer mehr als 2000-jährigen Geschichte gehört die Stadt zu den ältesten Südindiens. Sie gilt als Wiege der tamilischen Kultur. Der Legende nach soll sie im Pandya-Reich mit ihrer Akademie (Sangam) zahlreiche Dichter angezogen haben, die die Tamil-Dichtung pflegten. Heute ist sie nach Chennai und Coimbatore die drittgrößte Stadt in Tamil Nadu.
Der Minakshi-Tempel (Sri-Meenakshi-Sundareshwara-Tempel)
Der Hauptanziehungspunkt von Madurai ist der Minakshi-Tempel in der Altstadt. Rund 20.000 Besucher sollen den Tempel täglich besuchen. Kein Wunder, er ist nicht nur die berühmteste Sehenswürdigkeit der Stadt, er lockt auch mit seinen farbenfrohen Götterstatuen und seiner gewaltigen Größe. Das Tempelgelände umfasst eine Fläche von 258 × 241 Metern bzw. 6,2 Hektar. Der Minakshi-Tempel ist der wichtigste Hindutempel des Landes. Er ist der Göttin Minakshi, einer Inkarnation der Parvati geweiht.
Bildquelle: Simon
Shiva und Minakshi
Der Tempel beinhaltet die Schreine für den Gott Shiva und seiner Gattin Minakshi. Shiva zählt zu den Hauptgöttern des Hinduismus. Er gilt als Zerstörer und Erneuerer und ist an seinem Dreizack zu erkennen. Die indischen Götter können in vielen verschiedenen Erscheinungsformen vorkommen. Dabei sind sie regional in Inkarnationen zu finden. Minakshi ist in dieser Region eine Erscheinungsform der Göttin Parvati. Shiva wird hier als Sundareshvara verehrt, was schöner Herr bedeutet.
Der Name der Göttin Minakshi bedeutet die Fischäugige. Ihre schönen Augen würden wir wohl eher als die Mandeläugige bezeichnen. Sie steht für Fruchtbarkeit und Liebe.
Die Legende der Minakshi, die Göttin mit den drei Brüsten
Gott Indra hatte eine Sünde begangen, als er einen Brahmanen tötete. Voller Reue begab er sich auf die Erde. Als er durch einen Hain mit Kadamba-Bäumen schritt, wurde er von seiner Bürde erlöst. Unter einem dieser Bäume neben einem Teich erblickte er einen Lingam, das Symbol Shivas. Als Zeichen seiner Verehrung baute er einen kleinen Schrein an der Stelle. Dieser Schrein wird heute noch im Minakshi-Tempel verehrt.
Als der Kaufmann Dhanajaya eines Nachts in dem Schrein die Verehrung des Lingam durch die Götter sah, berichtete er dem Pandya-König Kulasekara davon. Der König ließ einen Tempel errichten und baute die Stadt Madurai. Einer seiner Nachfolger, Malayadhvaja, hatte keine Kinder. Ein Opfer sollte ihn von seiner Kinderlosigkeit erlösen. Dem Opferfeuer entstieg ein dreijähriges Mädchen mit drei Brüsten, Minakshi. Eine Stimme aus dem Himmel prophezeite ihm, dass Minakshi die dritte Brust verlöre, sobald sie ihren zukünftigen Ehemann gegenüberstehen würde.
Minakshi wuchs heran und wurde in der Kampfkunst ausgebildet. Als Königin von Madurai besiegte sie mit ihrem Heer viele Männer, bis sie zum Berg Kailash, der Wohnstätte der Götter, kam. Sie wollte Shiva zu einem Kampf herausfordern. Als sie ihn erblickte, verschwand die dritte Brust und so erkannte sie ihren zukünftigen Gatten.
Gott Shiva vermählte sich mit Minakshi in Madurai. Beide herrschten viele Jahre über die Stadt. Sie sollen einige Wunder vollbracht haben. Ihr gemeinsamer Sohn Kartikeya (Murugan) folgte ihnen auf den Thron. Seine Eltern verschwanden im Tempel, wo sie noch heute Wunder verbringen sollen. Der Minakhi-Tempel ist bei Gläubigen beliebt, die für ihren Kinderwunsch beten wollen.
Unser Besuch der Altstadt von Madurai
Die Straßen rund um den Minakshi-Tempel sind voller kleiner Geschäfte mit Händlern. Hier können sich die Gläubigen Opfergaben, Souvenirs oder Snacks kaufen. Wir könnten stundenlang durch die aufregenden Gassen streifen.
Um was es sich außer kühlenden Früchten bei den Figuren an diesem Stand handelte, frage ich mich heute noch. Für einen inspirierenden Tipp bin ich sehr dankbar!
Wir gehen durch mehrere Tore bis wir vor dem Tempel stehen.
Unser Besuch des Minakshi-Tempels
Vor dem Tempel sind strenge Einlasskontrollen wie an einem Flughafen. Filmkameras, Fotoapparate, Lebensmittel oder Messer sind strengstens verboten. Unsere Schuhe müssen wir ausziehen. Wir hatten alles schon vorher in einem Geschäft in der Nähe gelagert. Dies erklärt leider auch, warum mein Beitrag keine Fotos aus dem Inneren des Tempels zeigen kann.
Unter den Säulen einer Halle werden Saris verkauft. Ganze Familien sitzen zusammen, Hochzeiten werden gefeiert, Babys geweiht. Schwiegermütter lassen Armreife weihen, um sie ihren Schwiegertöchtern für das Eheversprechen zu schenken. Es ist bunt und lebensfroh! Die Anlage ist nicht nur ein religiöser Tempel, sondern auch ein Ort der Zusammenkunft. Wir können uns kaum sattsehen an den vielen Götterstatuen, der bunten Deckenbemalung und den vielen Menschen.
Tempelzeremonie im Minakshi-Tempel, wenn Gott Shiva zu Minakshi geht
Am Abend kommen wir wieder die große Tempelzeremonie zu erleben. Große Massen von Besuchern strömen neugierig in den Tempel. Es gilt, sich einen guten Platz zu suchen, um dieses für uns ungewöhnliche Ereignis mit allen Sinnen erfassen zu können. Wir haben uns vor dem Schrein der Minakshi einen Platz gesucht. Von Weitem hören wir Musik in Form von hellen Trompeten und lauten Trommeln.
Dann geht es schnell. Die Priester tragen im Eilschritt eine silberne Sänfte, in der sich die Figur des Shiva befindet. Gebadet und parfümiert wird er zu seiner Gattin gebracht. Vor ihrem Schrein stoppen sie. Sie segnen die Sänfte mit dem heiligen Feuer, dann verschwindet Shiva für die Nacht bei seiner Gattin. Am Morgen werden beide mit einer Pooja und Musik geweckt und Shiva wieder in seinen eigenen Tempel gebracht.
Tipp: Eine sehr schöne Dokumentation findest du bei Youtube unter „Faszination Glaube, Gotteshäuser der Welt, Madurai, Teil 1″, sowie Teil 2.
Der Aufbau des Minakshi-Tempels
Der Tempel hat eine rechteckige Form, die von einer sechs Meter hohen Mauer eingeschlossen ist. In jeder Himmelsrichtung gibt es einen großen Eingang in einem gewaltigen Turm, dem Gopuram. Diese rund 60 m hohen Türme sind reich verziert. Tausende Statuen, die Götter, Tiere und Dämonen darstellen, schmücken die Fassade.
Im Inneren des Tempels befinden sich die Hauptschreine der Minakshi und des Sundareshvara (Shiva), die von Nichthindus nicht betreten werden dürfen. Ihr Innerstes ist nur den Priestern vorbehalten. In der Nähe des Minakshi-Schreins liegt der „Teich des goldenen Lotus“, ein Tempelteich, in dem die Gläubigen sich vor Betreten der Schreine die Füße reinigen. Um den Teich ist ein Säulengang mit zahlreichen Wandmalereien. Die 1000 Säulenhalle beherbergt das Tempelmuseum.
Einen wunderbaren Überblick über die Größe des Minakshi-Tempels zeigt das Drohnen-Video von Amar Media auf Youtube.
Weitere Beiträge aus Südindien
Unsere Südindien Rundreise begann in Chennai und führte zu den Tempelanlagen von Mahabalipuram. Wir erlebten das französische Pondicherry, reisten nach Tanjore und Trichy.