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Anekdoten eines Beifahrers, 10 Fragen an Daniel Dakuna

Anekdoten eines Beifahrers, abenteuerlicher Reiseroman von Daniel Dakuna

(Buchtipp mit Interview) In „Anekdoten eines Beifahrers“ beschreibt Daniel Dakuna seine abenteuerliche Reise per Anhalter um die Welt. Über 53.000 Kilometer war er mit dem Daumen unterwegs, davon wurde er 432 Mal mitgenommen und insgesamt von 135 Menschen zum Übernachten eingeladen. In einem Interview stellt sich Daniel meinen neugierigen Fragen.

Das sind erst einmal Zahlen, die nicht nur mich beeindrucken! Daniel Dakunas Reise führte durch 42 Länder auf 3 Kontinenten (Europa, Afrika und Asien). Das ist mehr als eine Weltumrundung einfach per Daumen. Aber was für ein Mensch steckt hinter diesem Buch?

Ich selbst habe zwar ständiges Fernweh, doch ich reise nie per Anhalter, Rad oder Motorrad. Das ist mir offen gesagt in meinem Alter zu anstrengend. Dennoch liebe ich es, abenteuerliche Geschichten zu lesen, in denen Menschen ungewöhnliche Dinge machen. Sozusagen Reisen vom Sofa aus.

Daniel war bereit, ein Interview mit mir zu führen. Das sind die Fragen und ihre Antworten:

Hattest du ein bestimmtes Ziel vor Augen, als du mit deiner Reise gestartet bist?

Von einem „bestimmten Ziel“ zu sprechen wäre definitiv übertrieben. Eher eine grobe Idee: Ich wollte von Kanada nach Chile trampen und davor etwas durch Europa trampen, um so meine Heimat etwas besser kennenzulernen. Am Ende war ich 2 Jahre auf allen Kontinenten unterwegs – allen Kontinenten, außer Nord- und Südamerika. Meine Pläne hatten sich also stetig geändert. Damals hätte ich es auch niemals für möglich gehalten, über eine derartige Reise Bühnenshows zu geben, geschweige denn ein Buch zu schreiben.

Was macht Trampen als Reiseform für dich so besonders? Was ist daran anders?

Das Trampen hatte mir (und tut es auch heute noch) auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie viel Menschlichkeit existiert. Darüber hinaus lernte ich die Ungewissheit, dir mit dieser Art des Reisens einhergeht, zu lieben. Die Ungewissheit nicht zu wissen, wann jemand anhalten wird. Wer anhalten wird und ob ich die Nacht womöglich in einem Whirlpool oder vielleicht doch in meinem Zelt neben der Straße verbringen werde.

Einsamer Schlafplatz in Sibirien

Einsamer Schlafplatz in Sibirien

Es war genau diese Ungewissheit, die sich für mich wie Freiheit anfühlte. Und zu guter Letzt lernt man beim Trampen natürlich unzählige Menschen kennen. Menschen, die verschiedener nicht sein könnten, aber dennoch alle eines gemeinsam haben: Sie sind hilfsbereit. So hatte ich das Gefühl, stets von freundlichen Menschen umgeben zu sein, da alle anderen nie angehalten beziehungsweise mich nicht eingeladen hätten. Wenn man mich fragt, ist dies ein ganz großer Luxus.

Wo hat es dir am besten gefallen?

Eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich könnte sagen, dass ich die schönsten Wüsten in Namibia bestaunen durfte, dass die Nordlichter in Norwegen ein Spektakel waren, das ich nie vergessen werde, oder auch, dass Zentralasien ein Paradies für wanderaffine Menschen ist. Am besten hat es mir jedoch genau da gefallen, wo ich freundliche und inspirierende Personen getroffen habe. Und dies geschieht überall und länderunabhängig.

Wandern in Kirgistan

Wandern in Kirgistan

Wo war das Trampen schwierig oder unmöglich?

Unmöglich ist das Trampen nie, aber in Italien war es nicht weit davon entfernt. Strikte Verkehrsgesetze, schmale Autobahnauffahrten und eine grundsätzlich negative Einstellung Trampern gegenüber machten das Trampen in Italien zu einem Kraftakt. Ganz konkret bedeutet das quälend lange Wartezeiten.

Daniel Dankuna, Trampen in Afrika

Daniel Dakuna, Trampen in Afrika

Gibt es eine bestimmte Zeit für eine Weltreise z. B. in der Jugend?

Meine erste Reise hatte ich im Alter von 24 Jahren nach meinem abgeschlossenen Bachelorstudium angetreten. Seither hatte ich mich oft gefragt, ob und wie sich mein Leben verändert hätte, wenn ich die Erfahrungen des Reisens in einem jüngeren Alter gemacht hätte. Dennoch war ich froh, im Gegensatz zu vielen anderen Reisenden, die ich unterwegs getroffen hatte, einen fertigen Abschluss zu haben und so etwas flexibler unterwegs zu sein.

Mir gefiel der Gedanke, jederzeit sesshaft werden zu können, wenn es mir in einem Land gefallen hätte. Und genau dieses riesige Privileg hat man mit einem deutschen Reisepass und einer abgeschlossenen deutschen Ausbildung. Gibt es das perfekte Alter zum Reisen? Ich glaube nicht. Hier spielen so viele individuelle Faktoren rein, dass man nicht generalisieren sollte. Dennoch möchte ich meinen, dass das Reisen niemandem schaden wird. Egal ob dies ein zufriedenes und sesshaftes Leben in Deutschland oder eine nicht endende Reise an den Straßen dieser Welt bedeutet.

Sind Reisende auf der Suche nach etwas oder vielleicht auf der Flucht vor etwas?

Sicherlich sind einige Reisende auf der Flucht vor etwas und sehen das Reisen als eine Art Lösung. Oftmals hilft genau diesen Menschen das Reisen auch, wobei der Grund hierfür meiner Meinung nach nicht unbedingt im Reisen selbst zu finden ist. Stattdessen sind es bestimmte Faktoren, die mit dem Reisen einhergehen: Man lernt viele verschiedene Menschen kennen, wird mit vielen verschiedenen Ideen vom Leben konfrontiert, erhält Einblicke in verschiedene Kulturen und hat vor allem viel Zeit, sich über sich selbst Gedanken zu machen.

Daniel in Petra, Jordanien

Daniel in Petra, Jordanien

Viele dieser Dinge wären sicherlich auch in Deutschland möglich (zumindest außerhalb von Zeiten der Pandemie), aber das Reisen zwingt dich quasi dazu. Den zweiten Teil der Frage – die Suche – kann ich definitiv bejahen. Ich glaube, dass fast alle Menschen auf der Suche nach etwas sind. Eine Suche, die antreibt und motiviert, auch wenn sie gelegentlich unglaublich anstrengend und zermürbend werden kann. Nach was konkret ich gesucht habe (und, auch nach wie vor tue) kann ich auch heute nicht endgültig beantworten. Das Abenteuer? Der gewisse Kick? Oder doch vielleicht die Liebe? Womöglich war es eine Mischung aus all diesen Dingen. In diesem Zusammenhang gibt es einen Satz, den ich recht gerne nutze:

Das Reisen ist keine Antwort, aber es hilft dabei, die richtigen Fragen zu stellen.
Zitat Daniel Dakuna

Wie hat dich deine Reise verändert?

Ohne zu sehr auszuschweifen kann und will ich eine wichtige Veränderung herausstellen. Als jemand, der mit einem eher negativen Bild der Menschheit aufgewachsen war, hatte mich meine Reise eindrucksvoll vom Gegenteil überzeugt. Sie zeigte mir, wie viel Menschlichkeit existiert. Natürlich bedeutet dies nicht, dass das Gegenteil nicht existiert. Aber dennoch sollte man nie vergessen, dass die Mehrheit der Menschen, die auf unserer Erde leben, wundervoll ist. Und jeder von uns hat die Macht, genau zu dieser Mehrheit zu gehören.

Was bedeutet Glück für dich?

Früher, vor meiner ersten Reise, definierte ich Glück monetär. Ich wollte reich werden, so reich, dass ich mir irgendwann einmal einen Lamborghini leisten kann. Wenig überraschend haben sich diese Ziele während des Reisens geändert. Durch Menschen, die ich unterwegs getroffen und die mich davon überzeugt hatten, dass Geld alleine nicht glücklich macht. Mittlerweile habe ich es mir zum Ziel gesetzt, anderen Menschen zu helfen und so etwas von der Großzügigkeit, die ich selbst erfahren habe, zurückzugeben. Sei dies durch Geschichten, die so vielleicht Menschen in meiner Heimat helfen können, durch soziale Projekte oder auch einfach durch ein warmes Lächeln, dass man einer unbekannten Person entgegenwirft.

Sonnenaufgang in Kappadokien

Sonnenaufgang in Kappadokien

Glaubst du an das Gute im Menschen?

Ich denke, dass jeder, der nicht an das Gute im Menschen glaubt, einen ganz wichtigen und fantastischen Aspekt des Lebens verpasst. Ob ich an das Gute im Menschen „glaube“? Nein, ich bin davon überzeugt, dass es existiert. Zumindest – wie bereits weiter oben erwähnt – bei einem ganz großen Teil der Bevölkerung.

Wie geht es bei dir weiter?

Vor 2 Jahren habe ich ziemlich konkret auf diese Frage geantwortet. Ich werde im Sommer 2021 von Kanada nach Chile trampen, eine Strandbar eröffnen und soziale Projekte vor Ort gründen. Corona hat mich und wohl so ziemlich jeden von uns gelehrt, auf Zukunftspläne etwas unbestimmter zu antworten. An den Plänen hat sich nichts geändert, nur der zeitliche Rahmen steht noch in den Sternen. Womöglich wird es Sommer 2022. Und bis dahin würde ich auch gerne wieder mit meiner Live Show „Anekdoten eines Beifahrers“ auf Bühnen stehen, Menschen berühren und etwas von der Menschlichkeit, die mir damals widerfahren ist, zurückgeben.

Herzlichen Dank an Daniel für das informative Interview. Den Trailer zur Live Show zu „Anekdoten eines Beifahrers“ findest du übrigens bei Youtube.

Meine Buchrezension: Anekdoten eines Beifahrers

Wie der Titel „Anekdoten eines Beifahrers“ von Daniel vermuten lässt, geht es in dem Buch um Begegnungen und Reisegeschichten. Es ist mehr Reiseroman als ein Reiseführer mit Sehenswürdigkeiten und Anleitung zum Trampen. Daniels Buch enthält verschiedene Episoden und Geschichten von den netten Menschen, die Daniel unterwegs geholfen haben. Die Story wechselt dabei zwischen zwei Erzählebenen. Da ist einmal die Vergangenheit während der Reise und dann die Gegenwartsebene, das ist seine Live-Show. Das mag am Anfang etwas verwirrend sein, aber du findest dich mit der Zeit ein. Es lohnt sich, dran zu bleiben! Mit der Zeit verknüpfen sich alles zu einem großen Ganzen. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

Sehr interessant ist seine Onlinelesung, die dir seine Gründe für die gewählte Struktur erklärt und aus seinem Buch vorliest.

Der Autor Daniel Dakuna

Daniel Dakuna

Daniel Dakuna Fotograf: Paul Ritschler

Daniel wurde im schönen Saarland geboren. Nach dem Zivildienst und seinem „BWL mit Informatik“-Bachelorstudium reiste er nach Australien. Da war er vom Reisefieber noch völlig unbeleckt. Das änderte sich dort jedoch schlagartig. Er entdeckte das „Reisen per Anhalter“. Danach arbeitete er einige Jahre in seinem Job, um dann im Jahr 2017 für zwei Jahre per Daumen unterwegs zu sein.

Ich habe Daniel als sehr aufgeschlossenen und sympathischen Menschen kennengelernt, der sich neugierig auf andere einlassen kann. Zu gerne würde ich mir im nächsten Jahr seine Live-Show ansehen, in der er so manche skurrile und lustige Geschichten wiedergibt.

 

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Das Buch hat 324 Seiten und einen großen Fototeil am Ende. Es ist beim L100 Verlag erschienen. Der Verlag war mir vorher nicht bekannt. Witzigerweise wurde er vom Pädagogen, Autor und Verleger Hans-Jürgen Van der Gieth und dem Sportjournalist, Moderator und Autor Ulli Potofski  gegründet. Ulli ist mir als äußerst witziger und sympathischer Mann bei Let’s Dance aufgefallen.

Daniel Dakuna Autor von Anekdoten eines BeifahrersDas Buch „Anekdoten eines Beifahrers“ findest du innerhalb Deutschlands versandkostenfrei im Daniel Dakuna Shop. Daniel versieht jedes Buch hier mit einer persönlichen Widmung. Wer die Dakuna Edition verschenken möchte, kann gerne einen Wunschtext angeben.

Du kannst es auch im örtlichen Buchladen oder über Amazon (*Werbelink) bestellen.
ISBN-Nr. 978-3947984091

Neugierig? Den Trailer zum Buch findest du bei Youtube.

Weitere Informationen zum Inhalt findest du im Wegweiser zum Buch.

Der Autor hat mir das Buch zur Verfügung gestellt. Das beeinflusst nicht meine Meinung zu dem Inhalt. Ganz lieben Dank dafür!

Anekdoten eines Beifahrers, Reiseroman von Daniel Dakuna.

Anekdoten eines Beifahrers, Reiseroman von Daniel Dakuna.

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Spannend zu lesen waren für mich auch folgende Reisebücher:

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8 Kommentare

  1. Ein spannendes Interview. Ich lese mit gemischten Gefühlen mit, wenn Menschen ihren sicheren Hafen aufgeben und durch die Welt ziehen. Einerseits üben solche Geschichten einen gewissen Reiz aus, andererseits kann ich es mir kaum vorstellen, wie das sein mag, so ganz ohne „Sicherheitsnetz“ im Rücken… es übersteigt irgendwie mein Fassungsvermögen. Sehr gerne hingegen lese ich diese Art Lebensläufe, weil sie einem eine ganz andere Welt aufzeigen als die eigene. Aber wie gesagt, lieber von der Couch aus…

    Liebe Grüße
    Kasia

    • Reisefieber sagt

      Liebe Kasia,

      da bin ich ganz bei dir. Ich frage mich schon manchmal, ob ich es in meiner Jugend anders machen würde, wenn ich von vorne beginnen könnte. Aber die Situation war damals völlig anders. Ich wollte damals schon um die Welt reisen. Die Hippiezeit war gerade vorbei, als einige mit dem Magic Bus nach Indien gefahren sind. Wäre einer mit einem bunten VW-Bus bei mir vorbei gekommen, ich wäre glatt mitgefahren. Aber alleine wollte ich nie los. So lese ich andere Lebens- und Reiseansätze immer gerne.

      Viele Grüße
      Renate

  2. hanselmar sagt

    Wer eine solche Reise wagt ist ein Daredevil im warsten Sinne der Wortes. Wenn ich Jemand im Auto mitnehme weiss ich nie genau warum diese Person per Anhalter mitfahren will. Ich frage die Anhalter immer nach ihren Beweggruenden. Manchmal sind diese Gruende recht simpel. Man hat den Bus verpasst oder das versprochene Taxi ist nicht eingetroffen. Leute die es auf das Mitgenommenwerden abgesehen haben trifft man weniger, aber es gibt sie. Vor zwei Jahren habe ich eine junge Franzoesin im Auto mitgenommen die grundsaetzlich per Anhalter faehrt und als Unterkunft Couchsurfing gewaehlt hatte. In Italien warnt man davor per Anhalter zu fahren. Die Gruende sind einfach; als Anhalter behindert man oft den fliessenden Verkehr und ist einem Risiko ausgesetzt von Kriminellen mitgenommen und entfuehrt zu werden. In den USA ist das uebrigens noch viel strenger dort ist hitchhiking unter Androhung einer Strafe verboten.
    Fuer mich ist ein Anhalter wie ein Gluecksspieler. Es laesst sich auf etwas ein dass er nicht voraussehen kann. Genau wie beim Lotto gewinnen einige und viele verlieren ihr Geld. Beim Fahren per Anhalter in Laendern der dritten Welt haben auch schon viele ihr Geld und ihr Leben verloren, aber unser Weltreisender ist heil zurueckgekommen sonst haette er ja nicht von seiner Weltreise berichten koennen und ein Buch darueber geschrieben.

    • Reisefieber sagt

      Hallo Hans Elmar,

      herzlichen Dank für deinen Kommentar. Zum Glück ist Daniel heil zurückgekommen. Ja, die Beweggründe sind sicher sehr unterschiedlich. Manchmal sind es Geldmangel oder fehlende Transportmöglichkeiten. Dann gibt es Länder, in denen ich mir das noch weniger vorstellen kann wie Indien z.B.. Auch schon vor der Pandemie.

      Liebe Grüße und schöne Woche
      Renate

    • Reisefieber sagt

      Lieber Eddy,

      vielen Dank! Stimme ich zu, Daniel ist ein interessanter Typ. Würde gerne seine Show erleben.

      Herzliche Grüße
      Renate

  3. Ich glaube, wenn ich das Buch einfach so in der Buchhandlung gesehen hätte, hätte es mich nicht interessiert. Aber mit Daniels Antworten auf Deine Fragen finde ich die Geschichte ziemlich klasse und interessant…

    • Reisefieber sagt

      Liebe Gudrun,

      das freut mich. Ich war neugierig auf die Persönlichkeit, die hinter diesem Buch steckt.

      Liebe Grüße
      Renate

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