Das kostenlose Chicago Blues Festival, Livemusik in Blueskneipen und die Blues Brothers – die Stadt lebt den Blues. Tipps zum Erleben der Musik, ein bisschen Hintergrundinformationen zur Historie und persönliche Erlebnisse meiner Reise nach Chicago.
Mein Mann und ich besuchen gerne Konzerte und Festivals. Bei unserer letzten Chicagoreise haben wir das berühmte Bluesfestival besucht. Meine zweite Hälfte ist ein wahres Musiklexikon, ich bin diejenige, die im Hintergrund die ganze Organisation der Reise macht.
In Chicago waren wir oft nur kurz, wenn wir auf dem Weg in den Süden der USA umgestiegen sind. United Airlines hat hier ihr Drehkreuz, von dem du in fast jeder Stadt fliegen kannst, die einen Airport hat. Meist war unsere Reise im Winter, in dem es sehr kalt sein kann und die Windy City ihrem Ruf mehr als gerecht wird. Dieses Mal waren wir im Juni unterwegs.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Reise nach Chicago
- 2 Das Chicago Blues Festival
- 3 Unsere Highlights auf dem Chicago Blues Festival
- 4 Wie kam aber der Blues nach Chicago?
- 5 Blueskneipen in Chicago
- 6 Die Blues Bothers – der Kultfilm aus den Achtzigern
- 7 Fazit
- 8 Weitere Musiktipps und Festivals
- 9 Noch mehr interessante Beiträge über Chicago
Reise nach Chicago
Schon am Flughafen amüsierte ich mich über den witzigen Sicherheitsbeamten, der in aller Seelenruhe mit mir über leckeren Dippekuche (that German potato dish) sinnierte, während er meinen Pass kontrollierte.
Er war einmal als Soldat in der Nähe von Frankfurt stationiert und schwärmte von seinem Aufenthalt in good old Germany. „Have fun“, waren seine Wünsche für unsere Reise. Das sollten wir haben.
So sieht mein strahlendes Lächeln bei guter Musik aus.
Das Chicago Blues Festival
Wir waren extra zum Blues Festival nach Chicago angereist, das jedes Jahr kostenlos im Grant Park stattfindet. Unser gebuchtes Hotel lag in Gehweite, dem Spaß lag nichts entgegen. Kalt war es auch nicht, sondern sehr warm. Im Juni liegen die Temperaturen schon einmal weit über 30 ° Celsius. Immerhin weht ab und zu ein leichtes Lüftchen vom Michigansee herüber.
Das Festivalgelände in Chicago nennt sich Millenium Park. Es liegt in der Nähe des Cloud Gate mit dem unverwechselbaren Kunstwerk „The Bean“, die silberne Bohne, in der sich die Wolkenkratzer spiegeln. Das Chicago Blues Festival feiert die hauseigene Bluestradition auf mehreren Bühnen. Jeden Tag zwischen 11 Uhr morgens und 9 Uhr abends kannst du die Musik genießen. Neben Blues, Soul, R&B sind das auch Gospel und Rock. Es soll das größte Bluesfestival der Welt sein.
Tipp: In diesem Jahr findet das 37. Chicago Blues Festival zwischen dem 5. und 7. Juni 2020 statt.
Unsere Highlights auf dem Chicago Blues Festival
Nie vergessen werde ich den Abend mit den Damen des Blues mit dem Titel „Celebrating Women in Blues – Tribute to KoKo Taylor“ mit Melvia “Chick” Rodgers, Jackie Scott, Deitra Farr, Nora Jean Brusco and The KoKo Taylor Blues Machine Band . Die Bluessängerinnen hatten ein beeindruckendes Stimmvolumen und eine Power, von der ich selbst weit entfernt bin. Sagenhaft! Den Abschluss machte Mavis Staples.
Wir erlebten The Jimmy Reed Family, Quintus McCormick, Lil’ Ed & The Blues Imperials, Rev. K M Williams sowie ein Tribute zu Hubert Sumlin mit Steady Rollin Bob Margolin, Eddie Shaw, Dave Specter , Bob Corritore, Johnny Iguana, Kenny “Beedy Eyes” Smith & Bob Stroger. Auch der Sohn von Muddy Waters, Mud Morganfield, war auf der Bühne zu sehen.
Wie kam aber der Blues nach Chicago?
Der Blues entwickelte sich auf den Baumwollfeldern der Südstaaten, als die armen Sklaven sich ihr Leid von der Seele sangen. Armut und die Suche nach Jobs waren Gründe, weshalb es die Arbeiter und ehemaligen Sklaven aus den Südstaaten in Großstädte wie Chicago zog. Sie brachten ihre Musiktraditionen mit. In den 1920er-Jahren gab es bereits den weichen Urban Blues, der sich am Jazz orientierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg packten auch ehemalige farbige Soldaten ihre Sachen, um Arbeit in eine der vielen Schlachthöfe zu suchen.
In dieser Zeit entwickelt sich der typische Chicago Blues, wie wir ihn heute kennen und lieben. Der raue, einfache Delta Blues vereinigte sich mit elektrischer Slide-Gitarre, rollendem Boogie Piano, Harmonika, Percussion und eindringlichem Gesang. Wer kann schon Stücken von Muddy Waters (Songs wie Mannish Boy oder I’m Your Hoochie Coochie Man), Howlin‘ Wolf (Spoonful oder Little Red Rooster) oder Buddy Guy (Fever oder Sweet Home Chicago) widerstehen?
Chicago boomte. Zahlreiche Plattenlabel entstanden, die Blues und Rythm & Blues produzierten, wie z. B. Chess Records, gegründet 1950 von den Brüdern Leonard und Phill Chess. Oder Vee-Jay Records, gegründet von der Radiomoderatorin Vivian Carter und ihrem Partner Jimmy Bracken im Jahr 1953. Es war damals die erste unabhängige, von Farbigen geführte Plattenfirma. Chicago wurde zum Ziel vieler Bluessänger und Musiker, die in die Stadt zogen, um hier ihr Glück zu machen, bevor der Rock’n‘ Roll auf die Bühne trat und die Welle abebbte.
Blueskneipen in Chicago
„Wo kann ich in Chicago Blues erleben?“, wirst du dich fragen, wenn du außerhalb des Chicago Blues Festival angereist bist. Du kannst dich zurücklehnen, das ist kein Problem! Blues findest du in folgenden Bluesklubs:
Das House of Blues ist ein großer Musikklub mit Livekonzerten und eigenem Restaurant, in dem du die Küche der Südstaaten probieren kannst. Sonntags gibt es einen Gospel Brunch. Auf der Seite findest du auch einen Veranstaltungskalender.
Adresse: 329 N Dearborn St, Chicago, IL 60654
Buddy Guy‘ Legends ist legendär. Der Bluesklub liegt unweit des Grantparks, im South Loop. Manchmal kommt die lebende Legende persönlich vorbei und tritt auf. Er ist mittlerweile 83 Jahre alt und wird im Sommer 84. Andere weilen im Altersheim, Buddy geht noch auf Tournee. Adresse:
B.L.U.E.S. ist eine authentische Bluesbar mit täglicher Livemusik. Die Bar ist nicht sehr groß. Es ist besser früh, zu kommen, um einen Platz zu ergattern. Am Wochenende kann es voll werden. Adresse: 2519 N. Halsted St. Chicago
Zwei Bühnen hat die Kingston Mines, in der es sonntags eine Blues Jam Session gibt.
Adresse: 2548 N. Halsted, North Side/New Town
Lohnenswert ist auch ein Besuch von Rosa’s Lounge, dort ist donnerstags ein Blues Jam. Adresse: 3420 W. Armitage, NW Side/Logan Square
Weitere Bluesklubs findest du im Blues Guide für Chicago. Die Seite informiert auch über aktuelle Shows, Künstler und Bands. Ohne den Besuch eines typischen Bluesklubs solltest du die Stadt nicht verlassen! Das Erlebnis rundet einfach deinen Besuch ab.
Die Blues Bothers – der Kultfilm aus den Achtzigern
Wer erinnert sich noch an eine Anfangsszene? In Elwoods Apartment, das so winzig klein ist, rappelt alles, wenn der Zug draußen vorbei fährt. Daran musste ich denken, als ich unter der Hochbahn stand, mit der wir vom Flughafen kamen. Ich liebe diesen Film und haben ihn schon oft angeschaut. Das Apartment aus dem Film gibt es leider nicht mehr. Es lag nicht weit vom Grantpark, in S. Plymouth Court.
Chicago atmet gerade zu die Geschichte der Blues Brothers. Es wurden so einige Szenen in der Stadt sowie der Umgebung gedreht. Der Laden von Ray (Charles), in dem Sie Musikinstrumente besorgten, steht in der 300 E. 47th St., Grand Boulevard und nennt sich Shelly’s Loan and Jewelry Co.. Selbst die weiße Kapelle, in der James Brown sang, ist in Chicago. Es ist die Triple Rock Church. Quelle: Choose Chicago
Seit dem Film, der Blues Brothers mit John Belushi und Dan Acroyd, sind die beiden Typen Jake und Elwood Blues im dunklen Anzug mit Hut und Sonnenbrille nicht mehr wegzudenken. Es gibt viele Nachahmer, die die Songs der Blues Brothers in dem Outfit spielen. Jake und Elwood sind im „Namen des Herrn“ unterwegs. Neben jeder Menge Humor bietet der Film tolle Musik.
Fazit
Bei deinem Besuch in Chicago solltest du dir gute Livemusik in einem der Klubs anhören. Musikfans sollten sich den Termin merken. Das Festival findet jedes Jahr Anfang Juni statt. Das Beste ist, es ist kostenlos! Du brauchst nur noch einen günstigen Flug und ein preiswertes Hotel, schon kann es losgehen.
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Weitere Musiktipps und Festivals
In Deutschland findest du das Blues, Schmus und Apfelmus Festival. In London besuchten wir ein Konzert von Bob Dylan in der Royal Albert Hall.
Vielleicht interessieren dich auch die Plätze für Livemusik in Clearwater Florida, eine Outlaw Music Cruise oder die besten Kneipen für Livemusik in der Bourbon Street in New Orleans, Louisiana.
Der Ortsteil Yorkville in Toronto war einst Ort der Musikszene für Künstler wie Neil Young oder Simon & Garfunkel.
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