Rüsselsheim am Main ist mehr als die Opel-Werkstätten. Bei unserem Besuch entpuppt sich die Industriestadt als erstaunlich grüner Ort mit romantischen Parkanlagen, Kunst und Museen. So manches könnte übersehen werden! Tipps für deinen Aufenthalt.

Bei Rüsselsheim am Main fällt mir zuerst das Opel-Werk ein, in dem mein Schwager viele Jahre gearbeitet hat. Die Züge auf dem Weg von Mainz nach Frankfurt fahren immer an der Stadt und den Werksgebäuden vorbei. Ausgestiegen bin ich bisher nie, bis mein Mann und ich Eintrittskarten für ein Konzert in der Stadt hatten. Dazu später! Ein guter Zeitpunkt, um sich Rüsselsheim näher anzusehen.

Was kann ich mir in Rüsselsheim so alles anschauen?

Der Leinreiter

Als erstes zieht es uns an den Fluss. Beim Parkplatz am Main fällt unser Blick auf eine graue Statue, die einen Reiter auf einem Pferd zeigt. Das Denkmal wurde für die Leinreiter bzw. Treidler errichtet, die, vor der Erfindung der Dampfmaschine, die Schiffe mit ihren Pferden flussaufwärts zogen. Flussabwärts ging es dann einfach mit dem Wind und der Strömung. Der Leinreiter saß einseitig auf seinem Pferd, damit er im Notfall schnell abspringen kann. Ein Messer half ihm, die Leine zu kappen.

Auch bei uns am Rhein führen s.g. Leinpfade unten am Fluss entlang. Sie sind meist recht schmal. So mancher Bauer erarbeitete sich auf diesen Wegen ein kleines Nebeneinkommen mit dem Treideln von Schiffen mit Hilfe seines kräftigen Ackergauls (Kaltblüter). Treideln bedeutet Schiffsziehen mit einer Treidelleine.

Übrigens, auf Burg Rheinfels bei Sankt Goar am Rhein betreibt der Verein „Die Treidler“ eine Kunstgalerie.

Der Treidler, Leinreiter oder Schiffszieher war ein sehr anstrengender Beruf! Manche Schiffe waren so schwer, dass gleich mehrere Leinreiter benötigt wurden.

Der Kunstpfad am Mainufer

Was steht denn da für ein graues altes Auto auf dem Parkplatz am Mainufer? Es sieht schmutzig aus, hat das jemand hier vergessen? Wir wundern uns. Beim Näherkommen entpuppt es sich als Kunst aus Beton mit dem bezeichnenden Namen „Dauerparker“. Der Opel Manta ist spätestens seit dem Film „Manta, Manta“, Kult. Er nimmt Bezug auf die Rüsselsheimer Opelwerke.

Entlang des Mainufers stehen einige weitere Kunstwerke. Sie haben alle einen Bezug zur Stadt Rüsselsheim, wie z. B. die Skulptur Heimat in rostfarbenem Stahl von Mario Hergueta. Die einzelnen Buchstaben des Wortes Heimat sind hier in einander verwoben.

In den Sechzigern wurden die s.g. Gastarbeiter angeworben. Die aufblühende Wirtschaft wie z.B. Opel benötigte Mitarbeiter. Viele von ihnen haben heute in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Mit der Überalterung der Deutschen werden wieder viele Arbeitskräfte gesucht.

Weitere Kunstwerke am Mainufer sind der Shortcut/Abkürzung von Martin Feldbauer sowie eine Bank mit der Beschriftung „Where am I? As If in a Dream…Did we Arrive?“ von Özlem Günyol und Mustafa Kunt. Informationen zu den Werken findest du in der Broschüre Kunstpfad Mainvorland.

Die Rüsselsheimer Festung

Das Wetter ist herrlich. Die Wiesen leuchten saftig grün. Wir spazieren das Mainufer entlang, bis wir auf eine Festung stoßen. Inmitten von großen Wallanlagen steht ein Haus, das von den Grafen von Katzenelnbogen errichtet wurde. Das feste Haus (Burg) wurde im Jahr 1399 erstmals urkundlich erwähnt. Auf dem kostenlosen Rundweg über die Wallanlagen kannst du um die ganze Anlage herumgehen. Auch eine Aussichtsplattform ist vorhanden.

Die Festung schützte hier den Mainübergang. Sie gilt als eine der bedeutendsten in Hessen! In ihrem Innern ist das das Stadt- und Industriemuseum untergebracht. Gezeigt werden archäologische Spuren aus 100.000 Jahren Geschichte an der Mainspitze sowie die Entwicklung von Rüsselsheim vom fränkischen Dorf im Mittelalter bis zur Neuzeit. Ein wichtiges Kapitel ist die Industriealisierung von den Anfängen der Nähmaschinenfabrik Opel bis zur Fahrrad- und Autoproduktionsstätte.

Im Inneren der Festung ist auch ein nettes Café untergebracht, das von dienstags bis sonntags geöffnet ist. Du kannst frühstücken, den Mittagstisch genießen oder Kaffee und Kuchen zu dir nehmen.

Adresse: Festung Rüsselsheim, Hauptmann-Scheuermann-Weg 4, 65428 Rüsselsheim

Öffnungszeiten Festungsmuseum: Dienstag bis Freitag 9 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

 

Die Opelvillen

Direkt hinter der Rüsselsheimer Festung schließen sich die Opelvillen an. Die Kunst- und Kulturstiftung wurde von der Stadt gegründet. Ihre Aufgabe ist neben dem Erhalt der Gebäude, Veranstaltungen zur Förderung der Kunst und Bildung. Die Villen am Mainufer wurden 1930/31 von Friedrich Opel erbaut. Der Sohn des Gründers der Opelwerke kaufte die Villa Wenske, errichtete eine zweite Villa, die er mit dem Gebäude verband.

Das Museum zeigt wechselnde Ausstellungen. Im Gebäude ist auch ein Restaurant sowie ein Lesecafé im Wintergarten untergebracht.

Adresse: Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, Ludwig-Dörfler-Allee 9, 65428 Rüsselsheim
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 14 bis 18 Uhr und Sonntag 10 bis 18 Uhr.

Der Verna-Park

Der sich anschließende Verna-Park ist ein grünes Idyll für alle Einwohner und Besucher der Stadt. Familien mit Kindern erobern den Spielplatz oder die Wiese. In einer Vogelvoliere flattern und zwitschern verschiedene Piepmätze. Am Teich schießt eine Fontäne in die Höhe. Die stattlichen Bäume geben auch an sonnigen Tagen ausreichend Schatten. Ich hätte nicht mit so einer schönen Parkanlage gerechnet!

Der Verna-Park wurde vor über 140 Jahren im Stil englischer Landschaftsgärten angelegt. Im Gegensatz zu den strengen Formen französischer Gärten wirkt er natürlich. Pflanzen und Bäume werden so arrangiert, dass sie harmonisch wirken. Dazwischen schlängeln sich die Wege.

Burgruinen, Tempel, Gebäude oder der Obelisk wurden damals künstlich angelegt. Das war zu der Zeit modern! In dem kleinen Hexenhäusschen genoss die Freifrau Wilhelmine von Verna ihren Tee.

Der romantische Park entstand in ihrem Auftrag als Privatpark. Ihr Lebenswerk öffnete sie schon damals zweimal im Jahr der Bevölkerung. Später verkauften die Erben den Park an die Stadt Rüsselsheim.

Der öffentliche Park wird heute für zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen genutzt. Wenn du in Rüsselsheim bist, solltest du dir unbedingt den Verna-Park anschauen!

Lage: Zwischen Main-Damm und Frankfurter Straße. Eingänge befinden sich in der Schäfergasse, am Friedensplatz, an der Ludwig-Dörfler Allee sowie an der Frankfurter Straße.

Eintritt: Kostenlos

Die evangelische Stadtkirche in Rüsselsheim

Die evangelische Stadtkirche von Rüsselsheim ist in einem zarten Rosarot gehalten. Sie steht markant an der Ecke Marktplatz / Frankfurter Straße.

Als eines der wenigen nicht im Krieg vollkommen zerstörten Gebäude, steht die Kirche unter Denkmalschutz.

Adresse: Marktplatz 7, 65428 Rüsselsheim

Über die Marktstraße führt der Weg durch die Fussgängerzone von Rüsselsheim zum Bahnhof.

Das Rind in Rüsselsheim

Der eigentliche Grund unseres Besuches von Rüsselsheim war ein Konzert von Chuck Prophet and the Mission Express, einem Musiker und Singer-Songwriter aus Kalifornien, der hier mit seiner Band im Rind auftrat. Chuck Prophet war Mitglied der Punkrockgruppe Green on Red, mit deren Musik mein Mann mich vor vielen Jahren ausgerechnet beim Bügeln begleitete. Musik hängt ja immer von der Stimmung ab oder? Mittlerweile bin ich begeisterter Fan des Künstlers.

Der Veranstaltungsort „Das Rind“ ist ein Kulturzentrum in Rüsselsheim, das ein vielfältiges Programm anbietet. Im Rind bist du bei den Konzerten hautnah dabei. So konnten wir nicht nur die Musik genießen, sondern uns auch an der Mimik der Künstler erfreuen.

Als Vorprogramm spielte Chris Gruen aus New York City, dessen Vater der berühmte Fotograf Bob Gruen ist. Er ist für seine Fotos der Rolling Stones, John Lennon, Elton John, Tina Turner und Led Zeppelin bekannt.

Wir haben das Konzert sehr genossen. Besonders, weil wir in der zweiten Reihe stehend auch das ganze Geschehen, Mimik und Interaktion sehen durften.

Veranstaltungsort Das Rind, Mainstraße 11, 65428 Rüsselsheim
Anreise: Mit den S-Bahnen S8 oder S9 von Hanau bzw. Mainz/Wiesbaden bis zum Rüsselsheimer Bahnhof. Von da aus ist es ganz nah!

Hotels in Rüsselsheim

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Frühstück im Café am Markt

Nach einer Nacht im Hotel in Rüsselsheim frühstückten wir gemütlich im Café am Markt. Wenn auch heute niemand mehr weiß, was ein Filterkaffee ist, genossen wir doch das schöne Angebot.

Rund um die Marktstraße findest du eine große Anzahl von Restaurants von Deutsch, Italienisch, Asiatisch, Griechisch, Türkisch bis Mediterran. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Tipps zu Rüsselsheim

Weitere Reisetipps zu Rüsselsheim findest du bei der Reise-Eule, wie den Lost Place, die Opelrennbahn oder eine ausführliche Beschreibung des Verna-Parks.

Städte in der Umbebung

Vielleicht möchtest du auch nach Frankfurt fahren und dir die neue Altstadt ansehen. Sie wurde sehr schön restauriert. In Mainz haben wir einen sehr schönen Abend am Rheinufer verbracht. Das romantische Rüdesheim am Rhein ist auch nicht weit entfernt. Dort kannst du mit der Seilbahn zum Niederwalddenkmal fahren und sehr den Blick ins Rheintal genießen. Wanderwege führen bis zum Sessellift nach Assmannshausen.