Bei einem Würzburg Rundgang entdecken wir die fränkische Stadt bequem auf eigene Faust. Die am Main gelegene Residenzstadt ist bekannt für ihre vielen Kirchen sowie Gebäude im Barock- und Rokokostil. Wahrzeichen der Stadt ist die Alte Mainbrücke, auf der am Abend der Sonnenuntergang mit einem Brückenschoppen zelebriert wird.

Wir sind mit einem Flusskreuzfahrtschiff nach Würzburg gereist. So konnten wir die Stadt erholsam aus einem anderen Blickwinkel sehen, vom Wasser aus.

Die Anlegestelle in Würzburg

Gegen 1 Uhr nachts legt unser Schiff, die MS Adora, am Willy Brand-Kai, Steiger 1, nördlich der Ludwigsbrücke (Löwenbrücke) an. Wir liegen also direkt in der Stadt und können uns einfach auf eigene Faust umsehen. Neben uns ankert ein Schiff mit dem Namen Mainkuh, das ein Chinarestaurant sowie ein Spielcasino beherbergt.

Die Festung Marienberg und das Käppele

Auf der linken Seite des Mains thront die Festung Marienberg über der Stadt. Auf dem Bild wirkt es ein bisschen, als würde der Schiffskran die Burg anheben.

Vom Nikolausberg blickt die Wallfahrtskapelle auf uns herab, die im Volksmund Käppele genannt wird. Die nach Plänen von Balthasar Neumann errichtete Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung soll ein Ort vieler Erscheinungen gewesen sein. Von Flammen über der Kapelle war z. B. die Rede. Die Kapelle geht auf eine Marienstatue zurück, die ein Fischer im Weinberg aufgestellt hatte. Im Dreißigjährigen Krieg beteten die Menschen zu der Statue.

Da ich schon mehrmals in Würzburg war, konzentrieren wir uns dieses Mal mehr auf die Altstadt. Wer zur Festung Marienberg möchte, kann ab der Alten Mainbrücke den Weinwanderweg oder die Tellsteige mit den vielen steilen Treppen hochsteigen.
Tipp: Die Marienfeste kann zwischen April und Anfang November auch mit dem Bus der Kulturlinie 9 erreicht werden. Er fährt ab dem Residenzplatz.

Rundgang durch Würzburg

Nach dem Frühstück brechen mein Mann und ich zum gemütlichen Rundgang auf. Entlang des Oberen Mainkais spazieren wir in Richtung Alte Mainbrücke. Das Wetter ist sonnig an diesem Septembermorgen. Die Festung und das linke Ufer werfen malerische Spiegelungen im glatten Wasser des Mains, die nicht nur mein Fotografenherz erfreuen.

Die Alte Mainbrücke in Würzburg

Auf der Alten Mainbrücke ist es an diesem Sonntagmorgen noch ruhig. Nur wenige Besucher spazieren über die historische Brücke, die zum Sonnenuntergang zum Besuchermagnet wird. Das Weinlokal Alte Mainmühle schenkt dann den Brückenschoppen aus und es entwickelt sich eine gemeinsame Stehparty im Abendrot.

Die barocken Heiligenfiguren tragen gerade zum Teil Mundnasenschutzmasken, wir waren ja mitten in der Pandemie vor Ort. Bischöfe erkennst du an ihrer Bischofsmütze. Mich erinnert die historische Steinbrücke mit ihren Heiligen immer an die berühmte Karlsbrücke in Prag.

Bereits um das Jahr 1120 errichtete man an dieser Stelle die erste Steinbrücke Deutschlands. Nach Beschädigungen wurde im 15 Jahrhundert eine neue Brücke gebaut. Die 12 Heiligenfiguren kamen um 1730 hinzu. Die Alte Mainbrücke ist das Wahrzeichen der Stadt Würzburg.

Die Domstraße in Würzburg

Wir biegen nach rechts in die Domstraße, um nach wenigen Metern vor dem Alten Rathaus von Würzburg zu stehen. Das Gebäude mit dem 55 m hohen romanischen Turm wurde bereits im Jahr 1180 erwähnt. Seinen Namen Grafeneckart erhielt es von dem damaligen Schultheiß und Burg-Grafen Eckhart de Foro.

Die früher vor dem Grafeneckart stehende Gerichtslinde wurde auf der Südfassade des Gebäudes dargestellt. Das Rathaus selbst ist viel größer, als es von vorne scheinen mag. Es besteht aus mehreren Gebäuden verschiedener Epochen. Im Parterre serviert der Würzburger Ratskeller traditionelle Gerichte.

Mitten auf dem Platz plätschert der Vierröhrenbrunnen mit seinen vier Definen, die vier verschiedene Tugenden darstellen. Die Domstraße führt von der Alten Brücken zum Würzburger Dom.

Marktplatz mit Marienkapelle

Interessante Seitengassen ziehen uns magisch an, wie z. B. die Schustergasse mit ihren bunten Lampions. So landen wir bei unserem Würzburg Rundgang automatisch auf dem Marktplatz. Einige Restaurants und Cafés laden auf dem sonnigen Platz zum Genießen und Entspannen ein.

Wir schlendern weiter an der gotischen Marienkapelle vorbei zum Oberen Markt.

Oberer Markt und Falkenhaus

Der Anblick des Haus zum Falken mit seiner reich verzierten Rokoko-Fassade begeistert mich noch heute. Selten habe ich so etwas Schönes gesehen. Die oberbayerischen Stuckateure haben ganze Arbeit geleistet! Ich kann mir vor dem inneren Auge gut vorstellen, wie die Damen und Herren in edler Robe in den Konzert- und Tanzsaal spaziert sind. Die Mauer ist in leuchtendem Gelb getönt, Fenster und Giebel werden von weißem Stuck umrahmt.

Das Falkenhaus darf sich mir Recht eines der schönsten Rokokofassaden Süddeutschlands nennen. Heute befinden sich die Touristinformation sowie die Stadtbüchere in seinem Inneren. Adresse: Falkenhaus, Marktplatz 9, Würzburg

Das Neumünster

Wir biegen vom Oberen Markt nach rechts in die Straße Kürschnerhof. Nach wenigen Metern lockt das rote Portal des Würzburger Neumünsters zu einem Besuch. Es erinnert an den Märtyrertod des irischen Wanderbischofs Kilian und seiner Gefährten Kolonat und Todnan, deren Gebeine in der Gruft liegen.

Über dem strahlendweißen Hauptschiff bestaunen wir ein gewaltiges Kuppelfresko, das die o. g. Apostel sowie die Gottesmutter zeigt. Adresse: Kürschnerhof 4, Würzburg

Im Lusamgarten hinter dem Neumünster liegt der Minnesänger Walther von der Vogelweide begraben. Auf dem Grab abgelegte Blumen sollen Liebeskummer mildern. Einen Versuch ist es im Falle eines Falles wert! Liebespaare spazieren ebenfalls gerne im Garten. Adresse: Martinstraße 4, Würzburg

Der Würzburger Dom

Einige Meter weiter, am Ende der Domstraße stoßen wir auf den Dom St. Kilian. Das viertgrößte romanische Gebäude Deutschlands wurde nach 1040 errichtet. Der viertürmige Dom wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und bis 1967 wieder neu aufgebaut.

Den Altarraum der romanischen Basilika zieren Putten und weißer Stuck.

Adresse: Domstraße 40, Würzburg

 

 

Die Residenz in Würzburg

Über die Hofstraße erreichen auf unserem Würzburg Rundgang die Residenz. Wir überqueren den gewaltigen, recht nüchternen Residenzplatz, der als Parkplatz dient. Der Frankoniabrunnen wurde anlässlich der Geburt des Prinzregenten Luitpold von Bayern errichtet. Der Eingang zur Würzburger Residenz befindet sich dahinter.

Bereits von außen erkennst du, dass es sich um recht großes barockes Schloss handelt. Im September 2020 gab es keine Führungen, wir durften die rund 40 Räume auf eigene Faust besichtigen. Im großen Treppenhaus steigen wir zum Obergeschoss hinauf. An der Decke können wir das größte zusammenhängende Deckenfresko der Welt bestaunen. Das rund 580 m² große Fresko gestaltete der venezianischen Maler Giovanni Battista Tiepolo. An seinen Seiten sind die vier Kontinente in Form von Frauengestalten dargestellt. Sie reiten auf typischen Tieren der jeweiligen damals bekannten Welt. Die Tiere wie Elefanten oder Krokodile wirken ein wenig seltsam, sie wurden wohl aus der Vorstellung gemalt.

Die Räume im Obergeschoss reichen vom strahlenden Weißen Saal und Kaisersaal mit viel Stuck, Gold und prachtvollen Fresken zum Spiegelkabinett, das an Versailles erinnert. Wir spazieren staunend durch die vielen Zimmer. Wandteppiche, farbige Fresken, goldene Spiegel und historische Möbeln zieren die üppig eingerichteten Räume. Einen Blick noch in die Hofkirche, dann widmen wir uns dem Hofgarten.
Tipp: Für die Residenz solltest du dir genügend Zeit nehmen, um dich in Ruhe umzuschauen und die vielen Eindrücke zu bewältigen. Einen Überblick mit Rundgang findest du hier. Es dürfen keine Foto- und Videoaufnahmen gemacht werden. Größere Taschen und Rücksäcke müssen in den Schließfächern verstaut werden.

Der Hofgarten

Im Hofgarten entspannen wir uns von den Eindrücken und sind froh, die Mundnasenmaske abnehmen zu können. Wir spazieren durch schattige Laubengänge mit 12 weißen Putten. Über eine Treppe klettern wir zu einer Terrasse, die einen wunderbaren Blick auf die Residenz bietet. Lustig sind die kegelförmig geschnittenen Eiben im Südgarten.

Was essen die Franken?

Langsam wird es Zeit, sich den kulinarischen Dingen zu widmen. Die fränkische Küche ist bekannt für ihre leckeren Bratwürste mit Sauerkraut und Brezen. Schmackhaft sind auch Schäufele (gebackene Schweineschultern), Schweine- oder Sauerbraten. Dazu gibt es Brot, Klöße, Blaukraut, Bohnen und Salate. Wir suchen ein traditionelles fränkisches Gasthaus, was nicht so einfach ist.

In einer Seitenstraße der Altstadt stoßen wir auf das Backöfele, dessen Namen mich erst an eine Backstube erinnert. Als wir eintreten, haben wir Glück. Wir werden an den letzten noch freien Tisch gesetzt. Die Einrichtung ist sehr urig.

Wir bestellen fränkische Bratwürste auf Sauerkraut und Steak mit Pfefferrahmsoße und Bratkartoffeln. Mit meinen zwei Bratwürsten werde ich locker satt! Sie schmecken sehr gut. Auch das Steak kann mein Mann nur empfehlen. Dazu erfrischt uns ein kühles Radler.

Eigentlich waren wir gesättigt, wenn uns nicht der Kellner mit einem Kaiserschmarrn verführt hätte. Als die große Pfanne kommt, sind wir überrascht. Der Kaiserschmarrn wurde mit Erdbeeren, Blaubeeren, Trauben und Granatapfelkernen ergänzt. Darauf thronen vier Eisbällchen mit Sahne und Garnierung. Was für ein sonntäglicher Festschmaus!

Adresse: Backöfele, Ursulinergasse 2, 97070 Würzburg

Abfahrt von Würzburg

Am Abend legt unser Kreuzfahrtschiff MS Adora ab und nimmt Kurs auf Wertheim. Die Sonne geht gerade unter. Sie taucht die Stadt Würzburg in ein warmes Licht. Still liegt der Fluss da.

Die Alte Mainbrücke hat sich mittlerweile mit Besuchern gefüllt, die mit einem Getränk den Sonnenuntergang genießen.

Unser Schiff scheint gerade so unter den steinernen Bögen der Brücke hindurchzupassen. Der Kapitän steuert es vorsichtig hindurch. Die Balkone der Alten Mainmühle sind gefüllt mit Gästen. Netter Platz mit Aussicht für ein Abendessen!

Doch unser Schiff fährt weiter zum nächsten Ziel. Wir nehmen Abschied von Würzburg und freuen uns auf die nächste Stadt. Auch unser Abendessen wartet gerade.

Würzburg allgemeine Informationen

Würzburg liegt in Unterfranken, Bayern. Als Castellum Virteburch fand die Stadt im Jahr 704 erste schriftliche Erwähnung. Es gibt aber auch Hinweise, dass Würzburg schon zur Zeit der Kelten existierte. Rund 135.000 Einwohner leben in der Bischofsstadt Würzburg, davon allein 28.000 Studenten. Die junge Bevölkerung feiert sehr gerne in den vielen Lokalen und auf den Festivals. So gibt es das legendäre Afrikafestival, Umsonst und Draußen oder den Hafensommer.

Man möchte meinen, dass Bayern vor allem für sein erfrischendes Bier bekannt ist. Würzburg gehört jedoch zum fränkischen Weinland. In den Hanglagen am Main wird Wein angebaut. So bietet die Stadt große Weingüter wie das Juliusspital, das Bürgerspital zum Hl. Geist oder den Staatlichen Hofkeller, in denen du die verschiedenen Frankenweine entdecken kannst. Selbstverständlich bekommst du aber auch Bier in Würzburg.

Weitere besuchte Städte auf unserer Flusskreuzfahrt

Unsere Kreuzfahrt durch Deutschland begann in Passau. Weiter ging es nach Regensburg, Kelheim mit dem Donaudurchbruch. Von der Donau fuhren wir über den Main-Donau-Kanal nach Nürnberg und Bamberg. Auf dem Main reisten wir nach Schweinfurt und dann nach Würzburg. Wer in kurzer Zeit viele Städte in Deutschland kennenlernen möchte, dem kann ich so eine Reise nur empfehlen.