Unser kleiner Spaziergang führt zu Aussichtspunkten wie der Betenden Nonne im Ortsteil Boppard-Weiler. Aufgrund der kurzen Strecke und der geringen Höhenunterschiede ist der Weg im Grunde für jeden machbar, atemberaubende Ausblicke auf das Rheintal inklusive.
Da wohne ich schon viele Jahre im Rheintal und habe die Betende Nonne noch nie gesehen! Als mein Blick im Blättchen auf ein Bild dieses Aussichtspunktes bei Boppard stieß, habe ich gleich nachgesehen, wo der Ort eigentlich liegt. Ich bin immer auf der Suche nach leichten Wegen, die auch für Unsportliche und ältere Semester zu bewältigen sind. Sie bieten dennoch romantische Ausblicke auf die Schönheiten des Rheintals.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Betende Nonne von Weiler?
Bei der „Betenden Nonne“ von Weiler handelt es sich um einen Aussichtspunkt auf dem Hochplateau des Hunsrücks, von dem der Blick tief ins Rheintal bis nach Kestert und Hirzenach reicht. Eine geschnitzte Holzfigur zeigt eine betende Nonne auf einem Felsvorsprung. Sie erinnert an die Sage, nach der eine verzweifelte Nonne, die im 30-jährigen Krieg versuchte, den Verfolgern zu entkommen.
Der Spaziergang zur betenden Nonne
Wir starten an der St. Peters in Ketten (Zur Peterskirche) im Bopaprder Ortsteil Weiler. Der kleine Ort liegt hoch über Bad Salzig am Rhein. Von der Kirche Sankt Peter gehen wir am Friedhof vorbei, um dann auf einen Feldweg zu landen.
Auf einem kleinen Wiesenstreifen wurden tiefblaue Kornblumen und roter Klatschmohn gesät, die jetzt im Sommer so herrlich blühen. In meiner Kindheit fand man sie noch in jedem Kornfeld, heute sind sie dank der Chemie leider fast verschwunden. Ich freue mich mit den Bienchen und Insekten über den farbenfrohen Anblick.
Schilder an der nächsten Kreuzung weisen auf die Wanderwege hin und schicken uns nach links. Zwischen gemähten Kornfeldern und Wiesen spazieren wir über ein flaches Plateau des Hunsrücks. Von Weitem sind schon der Taunus und der Rhein zu erahnen.
Aussichtspunkt Betende Nonne
Am Aussichtspunkt angekommen, sehen wir die von Sigurd Bratzel geschnitzte große Holzfigur einer betenden Nonne, die auf einem Felsen vor dem tiefen Abgrund steht. An dieser Stelle soll sich ein großes Schieferfelsenstück befunden haben, das wie eine Nonne im Gebet aussah. So manch waghalsiger kletterte darauf herum. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Felsen von einer Bombe getroffen und gesprengt. Quelle: Mittelrhein-Kulturerbe
Unter uns fließt der Rhein, der gerade Hochwasser hat. Er hat ein milchiges Grün angenommen. Im Moment sind die Pegel am sinken. Gegenüber schauen wir auf den Ort Kestert, der im März 2021 durch den Felsrutsch in die Medien kam. Nach einem gewaltigen Felsabgang des Berghangs waren die Bahnlinie und ein Teil der Straße verschüttet. Einige Tonnen von Geröll gingen ab und die Arbeiten zur Sicherung dauern noch immer an. Zum Glück waren keine Toten zu beklagen! Rechts im Bild sind noch einige Häuser von Hirzenach zu erkennen.
Die Legende der Betenden Nonne
Im Dreißigjährigen Krieg zwischen 1648 und 1648 litten die Städte und Dörfer am Rhein große Not. Sie wurden abwechselnd von spanischen, schwedischen, französischen, kaiserlichen und bayerischen Truppen geplündert. Rund ein Drittel der Einwohner sollen diesen Kriegen zum Opfer gefallen sein. Aus dieser Zeit hört man folgende Legende.
In einem Kloster oberhalb von Bad Salzig lebten und arbeiteten einige Nonnen. Die Kunde über die herannahenden Söldner war bereits bis zum Kloster vorgedrungen. Besonders gefürchtet waren die Schweden, die auch vor Kirchen und Klöstern nicht halt machten. Am Abend brachte ein junger Flüchtling die schreckliche Nachricht, dass die Truppen die Orte Peterspay mit der Peterskapelle, Peternach im Bopparder Hamm und Orienbach bereits dem Boden gleich gemacht hatten.
So packten die Nonnen die wichtigsten Schätze und Habseligkeiten, um sich auf die Flucht vorzubereiten. Leider war es schon zu spät und Söldner brachen in das Kloster ein. Sie ermordeten jeden, den sie zu Gesicht bekamen. Nur der jüngsten Nonne Angelika gelang die Flucht über einen Hintereingang. Doch schon liefen Soldaten hinter ihr her.
Sie eilte über Wiesen und durch den Weinberg, um ihr junges Leben zu retten. Plötzlich fand sie sich am Felsen über dem steilen Abhang wieder. Unter ihr der Rhein, hinter ihr die mordenden Häscher. Es gab kein Entrinnen! In ihrer Not betete Angelika zur Mutter Gottes, sie möge ihr das Martyrium ersparen. Lieber wolle sie zu Stein erstarren. Als die schwedischen Söldner den Ort erreichten, konnten sie die Nonne nicht mehr finden. Sie war versteinert worden.
Seit dieser Zeit erinnerte eine in Stein erstarrte betende Nonne bei Weiler an die traurige Geschichte.
Picknick am Rhein bei Weiler
Viel friedlicher ist das Verweilen am heutigen Aussichtspunkt! Ein Picknicktisch mit Bänken lädt zum gemütlichen Sitzen bei. Wer jetzt einen leckeren Kuchen mit Kaffee oder eine Brotzeit mitgebracht hat, kann sich freuen! Sicher auch ein schöner Ort, um den Sonnenaufgang oder -untergang zu betrachten. Tipp für Fotografen: Gegen Mittag steht die Sonne leider in unsere Richtung, daher hast du mit Gegenlicht zu kämpfen. Gegen Spätnachmittag oder Abend sollten die Fotos klarer aussehen.
Der Rheinbergblick mit Bank
Vom Aussichtspunkt Betende Nonne folgen wir dem breiten Weg, um kurz danach zum nächsten sehenswerten Platz zu kommen, dem Rheinbergblick. Eine gemütliche Liegebank unter schattigen Bäumen lädt zum Genießen ein.
Auf dem Bergplateau bei Weiler flattern noch einige Schmetterlinge, die ich schon länger nicht mehr gesehen habe. Die wilde Natur an den Berghängen zum Rhein haben hier für sie ein kleines blühendes Paradies geschaffen. Das Tagpfauenauge auf der roten Distel hat einige Zeit für mich stillgehalten.
Der Wingertsblick
Nach einigen Metern erreichen wir den Wingertsblick, der über den früher steilen Weinbergen liegt. In diesem Hang wurde noch bis in die 1930er Wein im Steillagenweinbau angebaut. An dieser Stelle sind nur noch Büsche zu sehen, die Weinberge wurden aufgegeben. Der Anbau in den steilen Hängen, wie sie an Mittelrhein und Mosel zu finden sind, ist sehr schwer. Wenn du mehr über den Weinbau lernen möchtest, würde ich dir den Weinlehrpfad im Bopparder Hamm empfehlen.
Wanderwegweiser bei Boppard-Weiler
Vom Wingertsblick geht es entweder über die Straße zurück oder du kannst rechts noch einem Wiesenweg folgen, der später nach links in Richtung Weiler führt. Die genannten Orte sind in den Rheinburgenweg und die Traumschleife Fünfseenblick eingebunden, die beim Kurpark in Bad Salzig beginnt. Ambitionierten Wanderern seien diese längeren Wanderwege sehr empfohlen!
Einkehren
Wer nach dem Spaziergang gerne einkehren möchte, dem sei der Eiserne Ritter in Boppard-Weiler empfohlen. Ich habe im Restaurant sehr gut gespeist. Du solltest dich aber besser vorher anmelden, denn das Restaurant ist sehr gefragt. Weitere Restaurants findest du in Bad Salzig oder Boppard.
Weitere Tipps zu Boppard
Ebenfalls eine kurze Wanderung mit ausgesprochen schönen Aussichtspunkten ist die Rundwanderung über den Eisenbolz. Im Beitrag die schönsten Aussichtspunkte von Boppard habe ich dir die besten Orte mit Traumblick und den dazu gehörenden Wanderwegen aufgelistet. Ein weiterer Rundwanderweg ist der Kirschenpfad bei Filsen, von dem aus du die Stadt Boppard von der rechtsrheinischen Seite siehst. Besonders schön im Herbst zu gehen ist der Weinlehrpfad im Bopparder Hamm, wenn die Weinblätter in Rot, Gelb und Orange leuchten. Nicht verpassen solltest du die Sesselbahn Boppard, die zum Gedeonseck und Vierseenblick führt. Die Sehenswürdigkeiten von Boppard findest du hier.
Also ich habe mir die beiden Rundwanderwege, den Rheinburgenweg und die Traumschleife Fünfseenblick, gleich mal rausgeschrieben. Besonders auf die letztere bin ich gespannt, denn die Traumschleifen gehören zu den am besten organisierten und abwechslungsreichsten Wanderwegen. Ich bin gespannt, wie sie sich laufen wird :-) Danke für die Tipps!
Liebe Grüße
Kasia
Liebe Kasia,
viel Spaß beim Wandern. Bin gespannt, wie sie dir gefallen.
Viele Grüße
Renate
Immer wieder schön Deine Berichte. Zum Fünfseenblick hättest Du Dich aber auch noch rauf quälen können ;-)
Liebe Brigitte,
ach was, es war so schwül an dem Tag und dann immer berghauf. Aber ich war da mal vor Jahren schon oben, auf dem Fünfseenblick. An einem netten Herbsttag. Auch da hat man einen sehr schönen Rundumblick.
Viele Grüße
Renate