Der Kirschenpfad in Filsen führt als Rundwanderweg über Wiesen mit alten, regionalen Kirschbäumen. Die Deutsche Genbank Obst sammelt hier historische Sorten wie die Mittelrhein-Kirsche, um die Artenvielfalt zu unterstützen. Die Höhen des Taunus zeigen spektakuläre Ausblicke auf die Stadt Boppard mit der größten Rheinschleife.
Letzten Sonntag sind wir mit der Fähre von meinem Heimatort Boppard auf die andere Rheinseite gefahren. Uns lockte der Kirschenpfad in Filsen, der auf einer Strecke von rund 2 Kilometern entlang der Perlen des Mittelrheins führt. Damit sind die Kirschen gemeint, die typisch für unsere Region sind. Wir wollten nicht nur die blühenden Kirschbäume sehen, sondern auch mehr darüber erfahren.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Geschichte der Mittelrhein-Kirsche
- 2 Was ist der Kirschenpfad in Filsen?
- 3 Mit der Fähre über den Rhein
- 4 Das alte Rathaus in Filsen
- 5 Der Aufstieg zum Kirschenpfad
- 6 Frühling am Rhein ist, wenn die Kirschen blühen!
- 7 Kirsche verbindet
- 8 Steiler Anstieg zu himmlischen Aussichtspunkten
- 9 Aussichtspunkt Kirschen-Landschaft-Filsen
- 10 Das Bopparder Kreuz auf der Filsener Ley am Rhein
- 11 Der Abstieg nach Filsen
- 12 Informationen zum Kirschenpfad Filsen
- 13 Anreise nach Filsen
- 14 Souvenirs aus Filsen – Produkte aus Mittelrhein-Kirschen
- 15 Weitere passende Beiträge
Die Geschichte der Mittelrhein-Kirsche
Die Bewohner des Oberen Mittelrheintals lebten lange Zeit vom Anbau und Verkauf der Mittelrhein-Kirschen. Bereits im Jahr 60 n. Chr. baute man in unserer Region Kirschen an. Wurden die Kirschen anfangs hauptsächlich für den Eigenverbrauch genutzt, entwickelte sich ab der Hälfte des 18. Jahrhunderts ein intensiver Handel mit der süßen roten Frucht.
Durch die Dampfschifffahrt konnten rheinische Kirschen nicht nur nach Bonn und Köln, sondern auch bis England exportiert werden. Der Bau der Eisenbahn förderte den Handel. Das brachte ganze Familien in Lohn und Brot. Um 1958 standen im Mittelrheintal rund 370.000 Kirschbäume. Durch billigere Importe aus Südeuropa ging der Kirschenanbau ab Mitte der 60-er Jahre zurück. (Quelle: Kirsch-Geschichte Mittelrheintal)
Was ist der Kirschenpfad in Filsen?
Die lange Tradition des Kirschenanbaus führte zu vielen regionalen Sorten wie den Bopparder Krächer, die Geldlose, den Geisepitter oder die Filsener Perle. Es wäre sehr schade, wenn diese Lokalsorten verloren gingen. Das Projekt Mittelrheinkirsche sichert die Erhaltung der alten Sorten. Im Rahmen dieses Projekts entstand der Kirschenpfad Filsen, ein Rundweg, der an über 80 typischen Kirschensorten vorbeiführt.
Mit der Fähre über den Rhein
Als Bopparder sind wir mit der Fähre über den Rhein gefahren. Es tut so gut, mal wieder auf einem Schiff zu sein. Wir genießen den Blick auf die Bopparder Rheinfront. Von der Autofähre Boppard sind es nur rund 800 Meter entlang der Rheinuferstraße bis zum Ortseingang von Filsen, wo uns die Katholische Kirche St. Margaretha begrüßt.
Das alte Rathaus in Filsen
Wir gehen die Oberstraße hinauf, bis wir auf das alte Rathaus treffen. Das originelle Fachwerkhaus mit den blauen Balken wurde 1611 über einem Torbogen errichtet. Das Tor gehörte zu einem Wallgraben, der bis zum Rhein führte. In früherer Zeit wurde das Tor nachts verriegelt, um den Ort zu sichern. Über die Steintreppe erreichst du eine Plattform, die früher ein Wachhaus für den Nachtwächter trug. Von hier hatte er die Straßen gut im Blick und konnte die Bewohner bei Gefahr frühzeitig warnen. Im Fachwerkgebäude selbst wohnte der Schullehrer und im Raum darüber war die Schule untergebracht.
Der Aufstieg zum Kirschenpfad
Hinter dem Tor biegen wir nach rechts auf die Taunusstraße, wo uns nach wenigen Metern ein rotes Schild mit der Aufschrift Kirschenpfad zum Weg lotst. Es geht steil bergauf, zwischendurch klettern wir über eine hölzerne Treppe, bis wir auf das Wiesengelände mit den Kirschbäumen gelangen. Ein schmaler Pfad führt mitten durch die regionalen Süßkirschen. Unter uns liegt das hübsche Dorf. Auf der anderen Rheinseite ist der Hirschkopf mit der Bopparder Sesselbahn zu erkennen.
Frühling am Rhein ist, wenn die Kirschen blühen!
Es ist Ende April und die Kirschbäume verzaubern uns mit ihren weißen Blüten. Wir lernen, dass die jeweiligen Kirschsorten zu unterschiedlichen Zeiten blühen. Ihre Blütezeit reicht je nach Wetter von Anfang April bis Mitte Mai. Frühe Sorten wie z. B. die rare Filsener Frühkirsche blühen schon Anfang April, spätere Sorten wie die Filsener Goldperle viel später.
Ihre Reifezeit ist ebenfalls unterschiedlich. Die Frühblüher sind am ersten reif. So können manche Kirschen bei uns am Mittelrhein schon in der zweiten Maiwoche geerntet werden. Andere werden einige Wochen später gepflückt. Es gibt 8 Kirschwochen (Reifezeit der Kirschen), was den Vorteil hat, dass über 8 Wochen Kirschen geerntet werden können.
Kirsche verbindet
Entlang des Kirschenpfads sind 12 Infoschilder aufgebaut, die Lehrreiches über die Kirschen zeigen. Kirschen haben verschiedene Farben und Formen. Sie können rotgelb, dunkelrot oder gar gelb sein wie die Filsener Goldperle. Die Farbe zeigt nicht immer den Reifegrad, wenn man sich nicht auskennt! Dann gibt es Süßkirschen, Sauerkirschen und Bastardkirschen. Bei den Bastardkirschen handelt es sich um süßsaure Früchte, die besonders edel, aber empfindlich sind.
Das Schild „Kirsche verbindet“ weist auf das Modellprojekt der Landentwicklung Rheinland-Pfalz hin. Nach einer Flurbereinigung in Filsen wurden nicht nur rare Kirschensorten entdeckt, sondern auch dokumentiert und gehegt. Dabei wurde der Kirschenpfad Filsen im Jahr 2017 in der Nähe des Rheinsteigs angelegt.
Steiler Anstieg zu himmlischen Aussichtspunkten
Der Weg am Rande der Klippen wird steiler und felsiger und wir kommen gehörig ins Schwitzen. Belohnt werden wir durch die vielen Aussichten auf den Rhein. Mein Heimatstädtchen Boppard blitzt immer wieder vorwitzig zwischen den Bäumen hindurch. Dann ist die Alte Burg zu erkennen oder die ganze Rheinfront mit den Rheinanlagen und der Severuskirche.
Da kommen die Bänke mit Ausblick wie gerufen für eine kleine Rast. Obwohl ich hier wohne, kann ich mich kaum sattsehen an den Bildern. Von hier oben ist besonders gut zu erkennen, wie Boppard sich einer Perle gleich an die Höhen des Hunsrücks schmiegt, nur begrenzt von Vater Rhein. Das erklärt wohl auch, warum ich bei dem Ausflug über 100 Fotos gemacht habe!
Vorsichtig wage ich mich an die Felskante. Unter mir sind die B42, der Rad- und Gehweg sowie die Bopparder Fähre zu erkennen. Auf der linken Seite ist der Ort Kamp-Bornhofen zu sehen, der für sein Kloster und die Burgen Sterrenberg und Liebenstein (die Feindlichen Brüder) bekannt ist.
Achtung! Nicht zu weit vorwagen, da ist kein Zaun. Besonders auf Kinder achten!
Wir können uns kaum von der Bank lösen, aber andere wollen auch sitzen.
Aussichtspunkt Kirschen-Landschaft-Filsen
Ein großes rotes Schild weist auf einen Aussichtspunkt in 20 Meter Entfernung hin. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Nach der Ruhepause steigen wir erfrischt weiter den steinigen Weg hinauf, der jetzt auch zum Rheinsteig gehört. Der nächste Aussichtspunkt besteht aus einer kleinen Terrasse mit einer Mauer zum Sitzen. Wenn wir uns umdrehen, können wir gut die Kirschenlandschaft erkennen, die von der größten Rheinschleife umrahmt wird.
Das Bopparder Kreuz auf der Filsener Ley am Rhein
Ich erinnere mich, dass mein Vater erzählt hat, wie er das Bopparder Kreuz mit seinen Kollegen der Stadt Boppard auf dem Bergrücken Filsener Ley neu errichtet hat. Eine mühsame und schweißtreibende Angelegenheit, die ihn mit Stolz erfüllt hat. Jetzt bin ich so weit hinaufgeklettert, die paar Meter gehe ich weiter. Das große Holzkreuz ist von Boppard aus sichtbar. Das erste Kreuz wurde im Juni 1904 vom Bopparder Apotheker Francke auf eigene Kosten errichtet. (Quelle: VVV Boppard)
Es erinnert an die Beschießung der Stadt Boppard im Sommer 1497. Bei dem Bopparder Krieg zog der Erzbischof von Trier mit 12000 Mann und mehr als 50 Geschützen und Kanonen gegen die Stadt Boppard. Vom Filsener Berg wurde die Stadt mit Kanonen beschossen und schwer getroffen. (Quelle: Regionalgeschichte.net)
Auch von hier oben ist der Blick sensationell. Boppard liegt übrigens genau im Süden, d. h. mittags kommt die Sonne aus dieser Richtung (wichtig für Fotografen). Von hier führt eine Etappe des Rheinsteigs rechtsrheinisch weiter bis nach Kamp-Bornhofen.
Der Abstieg nach Filsen
Wir wandern jedoch zurück zum Kirschenpfad. Nach einer Klettertour hinab führt der Weg nach rechts über ebene Wiesen. Wir kommen an der Grillhütte am Hexengraben und den Bastardkirschbäumen vorbei. Eine runde Infosäule wirbt für den Kirschenpfad und die Produkte aus heimischen Kirschen. Ein knalligrotes Symbol ist die Kirschenbank Filsen in Form einer reifen Doppelkirsche, wenn das kein Fotomotiv ist, weiß ich es auch nicht mehr.
Von hier aus führt der Weg vorbei an den Themen Kirschfarben, Kirschwochen und Sauerkirschen an unseren Ausgangspunkt.
Informationen zum Kirschenpfad Filsen
Der Kirschenpfad hat eine Länge von rund 2 Kilometer. Die Gehzeit beträgt ca. 1 Stunde ohne Pausen. Wir sind wegen dem Abstecher zum Bopparder Kreuz ein bisschen mehr gegangen. Der Weg zum Kirschenpfad ist in Filsen überall gut ausgeschildert. Auf dem Pfad zeigt die rote Doppelkirsche, wo es weitergeht.
Der Rundweg ist nicht mit einem Kinderwagen begehbar. Wer den steilen Anstieg nicht gehen möchte, kann dennoch die meisten Strecken mit den Kirschbäumen anschauen.
Anreise nach Filsen
Filsen hat einen Bahnhof und ist gut mit dem Zug aus Koblenz zu erreichen. Ein Felssturz bei Kestert verhindert zur Zeit die direkte Bahnanreise aus Richtung Rüdesheim. Parkplätze für Wanderer befinden sich direkt am Rhein (Ecke Rheinuferstraße B42 / Unter den Brücken, 56341 Filsen). Die Straßen im Ort selbst sind sehr eng! Bitte nicht im Ort parken.
Souvenirs aus Filsen – Produkte aus Mittelrhein-Kirschen
Neben Kirschmarmelade aus Mittelrheinkirschen werden auch Pralinen mit Kirschen, Schokolade, Ziegensalami oder Leberpaté mit Kirschen angeboten. Ferner gibt es Kirsch-Senf, -Bier, -Wein, -Likör, -brand und -Gin verkauft. Interessant klingen auch Kirsch-Eierlikör oder Apfel Kirsch Secco. Einen Teil der Produkte findest du im Dorfladen Filsen, Schulstraße 1, oder in anderen Verkaufsstellen am Rhein. Der Dorfladen hat sonntags zu. Ich hätte gerne etwas probiert.
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Liebe Renate,
ein wunderbarer Beitrag. Schon bekomme ich Lust, meinen Rucksack zu packen und bei dir in der Gegend auf Wanderschaft zu gehen. Da die Kirschblütensaison vermutlich schon bald zu ende ist, schaue ich mir den Rundweg wohl zur Reifezeit der Kirschen an. Danke auch für den Tipp mit der Sonnenseite von Boppard, solche Infos sind wirklich sehr wichtig, um später nicht gefrustet auf seine Bilder zu starren :-) Und auch den Sessellift habe ich nicht vergessen. Da ich im Moment sowieso ganz viel wandern gehe, werde ich mir deine ganzen Wander-Beiträge genauer anschauen. Die Anfahrt ist für mich zwar länger, aber die Gegend ist ein landschaftliches Paradies :-)
Liebe Grüße
Kasia
Liebe Kasia,
ganz lieben Dank für das nette Lob! Das freut mich sehr. Das Frühjahr war sehr kalt. Ich denke, die Kirschbäume blühen noch ein bisschen. Aber zur Reifezeit ist der Weg auch sehr schön und die tolle Aussicht auf den Rhein hast du quasi das ganze Jahr über. Ja, das ist so etwas mit dem Fotografieren. Ich kenne das ja selbst von meinen Reisen. Nicht immer hat man Zeit, genau bei den passenden Lichtverhältnissen am richtigen Ort zu sein.
Liebe Grüße
Renate
Liebe Renate,
das ist ein sehr schöne Beitrag. Da bekomme ich richtig Lust den Frühling beim Wandern zu genießen. Es ist super, wie jetzt wieder alles blüht und man wieder mehr Zeit im Freien verbringen kann. Danke für die tollen Infos.
Frühlingshafte Grüße
Sonja
Liebe Sonja,
gerne. Frühling und Herbst sind für mich die schönsten Zeiten zum Wandern. Im Frühling erwacht die Natur und alles blüht, im Herbst freue ich mich über die bunten Blätter. Im Sommer ist es mir an manchen Tagen zu heiß zum wandern.
Liebe Grüße vom Rhein
Renate